Fischer stellt Strafantrag gegen „Attentäter“

■ Die Polizei hat den Farbbeutelwerfer von Bielefeld identifiziert

Berlin (taz) – Bundesaußenminister Joschka Fischer hat Strafanzeige gegen den Mann erstattet, der ihn beim Sonderparteitag der Grünen mit einem Farbbeutelwurf am Trommelfell des rechten Ohres verletzt hatte. Wie die Bielefelder Polizei mitteilte, ist der Täter inzwischen identifiziert. Es handele sich um einen 36jährigen Mann, der früher zur linksautonomen Szene in Bielefeld gehört habe und jetzt in Berlin lebe. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung. Gefährliche Chemikalien waren höchstwahrscheinlich nicht im Spiel. Nach Angaben der Polizei liegen „überhaupt keine Hinweise vor, daß Buttersäure in dem Farbbeutel war“.

Bereits im Vorfeld des Parteitages der Grünen war es zu massiven Ausschreitungen von radikalen Kriegsgegnern gekommen. Die Veranstaltung in der Seidenstikkerhalle konnte erst mit einstündiger Verspätung nach einem Schlagstockeinsatz der Polizei beginnen. Laut Polizeiangaben hielten sich bis zu 1.000 Demonstranten vor der Veranstaltungshalle auf, davon „etwa 500 Personen des linksextremistischen Spektrums“.

In der Halle kam es auch nach Beginn des Parteitages zu Störungen, bei denen Farbbeutel geworfen wurden und Buttersäure ausgeschüttet wurde. Die Polizei nahm eigenen Angaben zufolge 60 Demonstranten vor der Halle vorübergehend in Gewahrsam. Fünf Beamte wurden leicht verletzt. Alle Demonstranten wurden nach Feststellung der Personalien im Laufe des Abends wieder freigelassen.

Gegen 15 der Demonstranten wird unter anderem wegen Körperverletzung, Aufruf zu Straftaten und Sachbeschädigung ermittelt. In Haft befindet sich noch eine Person aus der rechten Szene, die nach der Veranstaltung eine Schlägerei vor der Halle angezettelt hatte. Georg Gruber