Die doppelte Julia

■ Elf Theaterelevinnen quirlen in „Meer, Krug, Wahnsinn“ einen prima Zitatenmix

Einen richtig geilen Film hat sie gesehen. Da treffen sich zwei und verlieben sich ineinander. Dann gibt's Probleme weil sich die Familien ihrer Eltern nicht ausstehen können und sie nimmt so –ne Droge und er glaubt sie ist tot und bringt sich um und sie wacht auf und bringt sich auch um. Ohne Punkt und Komma erzählt die junge Frau und tigert dazu geschmeidig über die Bühne des TiK.

Romeo und Julia in HipHop-Manier. Das ist nur eine Version der ultimativen Liebestragödie, die in der Szenencollage Meer, Krug, Wahnsinn zu sehen ist. Elf Theaterschülerinnen haben im aktuellen Fundus des Thalia-Spielplans gekramt und unter der Leitung von Corinna Honold einen unterhaltsamen Zitatenmix gequirlt. Da schüttet Ipsens Frau am Meer Sand über die Bühne, bekommt ein Top Dop nach seiner Entlassung einen Fressanfall in der Karibik oder beklagt Frau Marthe vor Dorfrichter Adam ihren Zerbrochenen Krug.

Schlicht aber passend ist die Rahmenhandlung. Alle elf betreten nacheinander ein Wartezimmer zum Vorsprechtermin am Theater. Mit knappen Kommentaren, Gesten und Requisiten werden die Charaktere umrissen: die eine lächelt ständig, die andere verdreht genervt die Augen, eine kommt im Rollstuhl, eine im langen Pelzmantel. Konkurrenzgefühle flirren durch die Luft.

Doch nachdem die hohen Herren die Elevinnen immer länger warten lassen, schließen sie sich zusammen und sprechen sich eben selbst ihre Texte vor. Nur einmal gibt's böses Blut, als gleich zwei Mädels die Julia mimen wollen, sich ständig ins Wort fallen und immer spektakulärere Tode sterben. Da wird es leider arg klamaukig.

Auch wenn nicht jede Szene richtig peppt, macht es doch überwiegend Spaß, den jungen, so unterschiedlich agierenden Frauen zuzuschauen. Manche Perle ist dabei. Und die eine oder andere werden wir bestimmt wiedersehen.

Karin Liebe