Unterm Strich

Beerdigung I, deutsch: Der frühe Tod ist kein Grund zum Verzweifeln, tröstete Wolf Biermann. Er war einer der Redner auf der Trauerfeier für Jürgen Fuchs, der am Samstag auf dem Heidefriedhof in Berlin-Mariendorf beigesetzt wurde. Mehr als 300 Menschen begleiteten den Sarg bei strömendem Regen zum Grab. Fuchs' unheimliche Lebendigkeit, so Biermann, werde dafür sorgen, daß ihn weder Feinde noch Freunde vergessen. Besonders imponierend seien seine menschliche Tiefe, seine Lebenserfahrung und Leidenschaftlichkeit gewesen. Er habe geahnt, daß er nicht soviel Zeit hat, und deshalb seine Zeit richtig genutzt. Der Maler Frank Rub aus Jena erinnerte an die Anfänge der oppositionellen Bewegung in Jena mit Fuchs. Auch nach dessen Verhaftung und Abschiebung in den Westen sei er immer die Nahtstelle zwischen Ost und West geblieben. Kanzleramtsminister Rolf Schwanitz (SPD) überbrachte das Beileid von Bundeskanzler Gerhard Schröder und nannte Fuchs einen stetigen Mahner und Streiter für Wahrheit und Gerechtigkeit. Bei der Aufarbeitung von DDR-Unrecht sei er für die Öffentlichkeit wie für die Politik unbequem gewesen, „weil er den Finger auf die offene Wunde legte“.

Beerdigung II, irisch: Der vor zwei Wochen gestorbene Filmschauspieler Oliver Reed ist in dem Dorf Churchtown im Süden Irlands beigesetzt worden. Sein Grab liegt in Sichtweite seines LieblingspubsO'Brien. Reeds Bruder Simon sagte: „Olivers ganzes Leben war eine Party. Heute abend wollen wir einen unvergeßlichen Mann feiern.“ Skål!

Ausstellung I, deutsch: Installationen von Rebecca Horn sind seit Samstag in und um Weimar zu sehen. Das Kulturstadtprojekt trägt den Titel „Die Stämme der Bienen unterwandern die Maulwurfsarbeit der Zeit – Konzert für Buchenwald“. Für ihre Installationen im Schloß Ettersburg nahe Buchenwald und im Weimarer Straßenbahndepot verwendete Horn Asche und Instrumente. Der oberste Kulturstadtbeauftragte, Bernd Kauffmann, interpretierte das als ebenso beklemmende wie gelassene Form, die Janusköpfigkeit der Stadt Weimar zu verdeutlichen, und verwies auf die Höhen und Tiefen deutscher Geschichte. Was soll man auch sagen.

Ausstellung II, sowjetisch: Werke jüdischer Künstler aus der ehemaligen Sowjetunion sind ab heute im Festspielhaus Hellerau in Dresden zu sehen. Unter dem Titel „Westwärts“ werden rund 50 Arbeiten von fünf Künstlern gezeigt. Obwohl sie in unterschiedlichen Lebensabschnitten, aus verschiedenen Motiven und aus unterschiedlichen Regionen nach Deutschland gekommen sind, verbinde sie der jüdische Lebenshintergrund. Veranstalter ist die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. DieAusstellung war zuvor in Frankfurt am Main und Berlin zu sehen. In Dresden bleibt sie bis 30. Juni.