Krieg anderswo
: Kampf um Tibet

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 30

„Beginnend mit den unmenschlichen Militäraktionen seit dem Einmarsch Chinas im Jahr 1950 dauert die gewaltsame Unterdrückung Tibets und seines Strebens nach politischer, ethnischer, kultureller und religiöser Selbstbestimmung bis heute an. Die fortgesetzte Repressionspolitik Chinas in Tibet hat schwere Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörungen sowie massive wirtschaftliche, soziale, rechtliche und politische Benachteiligungen der tibetischen Bevölkerung und letztlich die Sinisierung Tibets zur Folge.“ Seit der deutsche Bundestag mit großer Mehrheit diese Sätze 1996 verabschiedete, hat sich die Situation nicht geändert.

Zwischen Chinesen und Tibetern ist nicht nur der völkerrechtliche Status Tibets umstritten, sondern auch dessen Gebiet. Für Peking ist Tibet die gleichnamige autonome Region, für die tibetische Exilregierung ist es viel größer, weil für sie auch Gebiete in den angrenzenden chinesischen Provinzen dazugehören. Gespräche zwischen dem Dalai Lama und der chinesischen Regierung gibt es seit Jahren nicht mehr.

Dabei besteht das religiöse Oberhaupt der Tibeter und Friedensnobelpreisträger von 1989 nicht mehr auf der vollen Unabhängigkeit Tibets. Die Volksrepublik fordert ihrerseits die bedingungslose Anerkennung der chinesischen Hoheit, die der Dalai Lama nur im Tausch für weitgehende Autonomierechte anzuerkennen bereit wäre. Besonders jungen Tibetern ist dies zu nachgiebig. Während der 63jährige für sein friedlich kämpfendes Volk wirbt, setzen die Chinesen die vom Bundestag attestierte Repressionspolitik fort. Sven Hansen