Krieg anderswo
: Der Streit um Taiwan

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 31

Die Republik China, wie die 21 Millionen Einwohner zählende Insel Taiwan offiziell heißt, erkennen nur 28 Staaten an. Denn die Volksrepublik China mit ihren 1,2 Milliarden Einwohnern bricht die Beziehungen zu jedem Staat ab, der dies tut. Auch Sitz und Stimme bei der UNO wanderten von der Republik zur Volksrepublik. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, seit die Nationalisten nach ihrer Niederlage im Bürgerkrieg 1949 dorthin flohen.

Seit 1949 wollen Chinas Kommunisten Taiwan erobern. Umgekehrt träumen die dort herrschenden Nationalisten von der Kontrolle des Festlands. Schließlich förderte ein Wirtschaftsboom im autoritären Taiwan die Demokratisierung und das Entstehen einer Mittelschicht, die nach Unabhängigkeit strebt und sich eine Vereinigung mit dem Festland nur demokratisch vorstellen kann. Die Volksrepublik bietet der Insel nach dem Modell Hongkongs („ein Land –zwei Systeme“) Autonomie an, behält sich aber für den Fall der Unabhängigkeit Taiwans ausdrücklich die gewaltsame Wiedervereinigung vor.

Im März 1996 warnte Peking die Taiwaner mit „Raketentests“ vor ihrer Küste, keinen Präsidenten zu wählen, der für Unabhängigkeit ist. Die USA schickten Flugzeugträger in die Region. Angesichts der Gefahr eines Kriegs mit der Volksrepublik bevorzugen viele Taiwaner inzwischen den Status quo. Er ermöglicht eine unabhängige Politik ohne formale Unabhängigkeit. han