Andere Stimmen, andere Räume

■ Neue Medien und sonstige Unfälle: Wie das Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) für die Zukunft plant

Zwei Jahre ist es her, daß das Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Schlagzeilen machte. Mittelkürzungen in Höhe von 75.000 Mark waren damals zu verkraften – kein so großes Problem, könnte man meinen, angesichts der knapp zwei Millionen Mark pro Jahr, die der BBK, mit etwa 2.200 Mitgliedern die größte Interessenvertretung von Künstlern in Berlin, allein von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur erhält (dazu kommen Mitgliederbeiträge und erwirtschaftete Einnahmen).

Und doch war das Gegenteil der Fall: Besonders die Druckwerkstatt im Künstlerhaus Bethanien mußte bluten. Drei Mitarbeiter wurden entlassen, andere kehrten der Druckwerkstatt von sich aus den Rücken. Mehr als fünfhundert Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich an Solidaritätsaktionen – umsonst: Die Bereiche Buch- und Offsetdruck blieben fortan ohne adäquate Betreuung. Schlimmer noch waren freilich die persönlichen Verletzungen, die damit einhergingen. Über Jahre gewachsene Verbindungen wurden gekappt, an dem Vertrauensverlust hat der BBK noch heute schwer zu knabbern.

Um in dieser Situation zu retten, was noch zu retten war, traten die Verantwortlichen des BBK die Flucht nach vorn an. Die Einsparungen, so hieß es, seien in Wirklichkeit keine, vielmehr würde das Serviceangebot der Druckwerkstatt sogar noch erweitert. Von der Einrichtung einer Medienwerkstatt war die Rede, Kooperationen mit Institutionen wie der Akademie der Künste wurden in Aussicht gestellt. Am gestrigen Dienstag nun bat der Vorsitzende des BBK, Herbert Mondry, zur Pressekonferenz in die verbandseigene Geschäftsstelle in der Köthener Straße, um eine Bilanz der letzten zwei Jahre zu ziehen und über „aktuelle Ergebnisse und Perspektiven“ zu berichten.

Um es vorwegzunehmen: Sehr viel hat sich seitdem nicht getan – zumindest nichts, was unter dem Rubrum Positives zu vermelden wäre. Die Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste ist nicht zustande gekommen, auch lassen sowohl die technische als auch die personelle Ausstattung der Medienwerkstatt, gelinde ausgedrückt, immer noch zu wünschen übrig. Ebensowenig hat sich die Stiftung Klassenlotterie bisher bereit erklärt, für die eine Million Mark teuere Grundausrüstung zu sorgen.

Immerhin, mager genug, sind die Ansprüche des BBK gleichbleibend hoch. 600 bis 800 Quadratmeter Raumbedarf wurden vorsichtshalber schon einmal angemeldet, vorzugsweise natürlich im Künstlerhaus Bethanien, zum einen um die räumliche Nähe zur konventionell arbeitenden Druckwerkstatt zu garantieren. Zum anderen, weil der BBK dort derzeit keinen Pfennig Miete zahlen muß und hofft, daß dies auch weiterhin so sein wird. Wo im aus allen Nähten platzenden Bethanien dieser Raum geschaffen werden soll, ist indes noch völlig unklar.

So drängt sich der Eindruck auf, als würde der BBK sich mit seinem Projekt Medienwerkstatt vielleicht doch arg verheben. Nicht nur, daß die sogenannten Folgekosten, gerechnet wird mit 600.000 bis 700.000 Mark für zusätzliches Personal, die aus dem Hauptstadtkulturfonds kommen sollen, alles andere als gesichert sind.

Überhaupt scheint das ganze Konzept wenig durchdacht. Um mit der rasanten technischen Entwicklung auf dem Gebiet der digitalen Bildverarbeitung Schritt zu halten, sind nämlich noch ganz andere finanzielle Mittel nötig – ein Umstand, der bereits vor zwei Jahren Anlaß war für heftige Kritik an den BBK-Plänen.

Bezeichnendes Detail am Rande: Der Mann, der sich seinerzeit am stärksten für das Unternehmen Medienwerkstatt eingesetzt hatte, fehlte bei dem Informationsgespräch. Thomas Spring, Geschäftsführer des Kulturwerks des BBK, hatte gestern offenbar Besseres zu tun. Ulrich Clewing