■ Mit Beate Uhse auf du und du
: Erotik auf dem Parkett

Nürnberg (taz) – Wenn heute die Zeichnungsfrist für Aktien der Flensburger Beate Uhse AG beginnt, hat die deutsche Börse endlich ihre erste Erotikaktie im amtlichen Handel. Doch schon bei der Einführung wird die erste Chance vertan. Keine Verhüllung der Dax-Tafel, kein Champagnerausschank durch leichtbekleidete Börsenmäuse – die strenge Aufsicht des Hauses fürchtete wohl Tumulte und eine Vernebelung der Sinne bei den kopfgesteuerten Börsianern.

Nun können sich Zocker und Erotikliebhaber nur auf die effektiven Aktien im Playboy-Look (mit leichtbekleideten Models und verführerischen Dessous) freuen und vielleicht über den Einführungskurs von sechs Euro schmunzeln. Auf jeden Fall, so heißt es in Flensburg, solle deutlich werden, „daß wir kein Maschinenbauunternehmen sind“.

Domina im Flensburger Haus bleibt auf jeden Fall Firmengründerin und Aufsichtsratsvorsitzende Beate Rotermund: Mit Familie, Freunden und Management behält sie rund 80 Prozent des Aktienkapitals. Rechtzeitig zum Börsengang hat sich der Erotikanbieter bilanziell herausgeputzt – dabei wurden alle steuerlichen und Abschreibungsmöglichkeiten genutzt. Der Umsatz der Beate Uhse AG erreichte 1998 rund 170 Millionen Mark, als Jahresüberschuß blieben durch verschiedene Sonderfaktoren gerade noch vier Millionen Mark übrig.

Der größte Teil der Erotikartikel wird auch weiterhin in den rund 50 Filialen (in jedem guten Bahnhofs- und Rotlichtviertel zu finden) umgesetzt, jede fünfte Mark wird durch den Versand von Sexartikeln eingenommen. Durch die Vereinigung Deutschlands war der Umsatz kräftig gestiegen, doch inzwischen haben auch die neugierigen Männer und Frauen aus den neuen Bundesländern ihren ersten Appetit gestillt. Der Absatz von Filmen und Magazinen geht zurück, dafür, so schätzt man bei Beate Uhse, klicken sich 40 Prozent der Internet-Nutzer regelmäßig auf Erotikseiten. Schon heute werden die Web-Seiten der Beate Uhse AG (www.beate-uhse.de) massenhaft angesteuert.

Ganz im Trend liegen, so die Erotikhändler aus Deutschlands nördlichster Stadt, Dessous – auch Frauen entdecken den Markt. Auf jeden Fall will das Unternehmen seine multimedialen Aktivitäten im internationalen Maßstab ausbauen. Dazu soll auch das an der Börse eingesammelte Geld eingesetzt werden. Erst will die Flensburger Firma zum europaweit, dann weltweit führenden Sexartikel-Anbieter werden. Zunächst sollen die Südeuropäer sowie Österreicher und Schweizer beglückt werden.

Ob interessierte Anleger Freude an der Aktie haben werden, ist noch unklar. Ein prognostiziertes Kurs-Gewinn-Verhältnis von um die 25 jedenfalls, so meinte die Börsen-Zeitung, verrät „kaum ein billiges Vergnügen“. Horst Peter Wickel