Vergewaltigungen „Peanuts“ für Innensenator

■ Ralf Borttscheller (CDU) wurde bei Radio Bremen-Interview öffentlich ausfällig

Wenn es um vergewaltigte Drogenprostituierte geht, verliert Bremens christdemokratischer Innensenator Ralf Borttscheller offenbar Rechtsempfinden und Anstand. „Vergleichsweise Peanuts“ nannte Borttscheller die Fälle vergewaltigter Drogenprostituierter vergangene Woche öffentlich in einem Radio Bremen-Interview. Empörte Anrufe gingen daraufhin im Sender ein. Die fassungslose Entgegnung seines Gesprächspartners Erich Joester, Vorstandsmitglied der Bremer Anwaltskammer, „das meinen sie ja wohl nicht ernst“, überging der Senator.

Anlaß für Borttschellers Ausfall war eine Diskussion über die Bremer Kriminalitätsstatistik gewesen – deren Kurzfassung derzeit als CDU-Wahlkampf-Slogan stadtweit plakatiert ist: „Wir machen Bremen sicherer.“ So sicher, daß sogar die Bayern auf Bremen neidisch seien, behauptete Borttscheller. „Neidisch auf Bremens Statistiker vielleicht“, hatte Anwalt Joester ihm ausgerechnet Vergewaltigungen als Beispiel für statistische Schönung vorgehalten. So zeigten beispielsweise Prostituierte auf Bremens Drogenstrich Vergewaltigungen nicht mehr an, seit die Innenbehörde sie mit Anzeigen fürs Anschaffen auf der Straße überzieht. „Die Frauen würden sich ja so selbst einem Strafverfahren aussetzen.“ Deshalb sei die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen um just jene 20 Prozent zurückgegangen, die die zuständige Staatsanwältin zuvor mit Zähigkeit und Einfühlung eingeworben hatte – bei Drogenprostituierten nämlich, die ihre Vergewaltiger daraufhin erstmals verstärkt angezeigt hatten. „Man kann nachher natürlich sagen, es gibt weniger Vergewaltigungen, Bremen ist sicherer geworden“, hatte der Anwalt den Senator aus der Reserve gelockt. ede