■ Urdrüs wahre Kolumne
: Fußball & Heiliger Geist

GANZ GANZ HOCH ist heut Hermann Kuhn zu preisen. Wo weich-eirige Grünspechte das geneigte Publikum in Verwirrung stürzen und am Wahlkampfstand neben der Bielefelder Mehrheitslinie auch noch die Bauchschmerzen der Bedenkenträger in Traktaten darbieten wollen, plädiert der beneidenswert ranke Hermann auf klarem Kurs: Wo Olivgrün draufsteht, muß auch NATO drinsein. Und so wird es dem letzten liebenswerten Wagenburg-Möhle klar: Wer Helga Trüpel wählt, wählt diesmal nur ein klitzekleines bißchen Julia Roberts oder gar Pippi Langstrumpf und jede Menge Fischer Josef. Nun – wem's denn schmeckt ...

Mache niemals Namenswitze hat man mir schon in den Anfängen meiner journalistischen Tätigkeit geraten, und wenn mir nicht gerade ein Ronald-Mike über den Weg läuft, lasse ich das auch meistens. Daß aber der unsensible Jungunionist, der den Christenbruder Joachim Fischer wegen des aus Gründen der Liebe zum Jesuskind auf Unions-Plakaten überklebten C dingfest machte – daß dieser derbe Claas den Namen Rohmeyer führt, das will ich einfach mal so im Raum stehen lasssen. Und empfehle als humanistisch gebildeter Mensch allen friedfertigen Fischers dieser Republik, sich künftig der latinisierten Namensform Piscator zu bedienen. Klingt nobel und verhindert peinliche Nachfragen zur allzeit schußbereiten Verwandtschaft.. Ansonsten stellt die Verurteilung von Joachim zu über 1.000 Mark Geldstrafe schiere Wilkür dar – aber trotzdem keine Bodentruppen am Domshof zur Rettung des Menschenrechts auf Meinungsfreiheit ...

Warum wird es der SV Werder doch noch schaffen, auch künftig in der ersten Liga zu spielen? Das ist eine Frage, die angesichts der Deutschen Alternativfußballmeisterschaften an diesem Wochenende wohl noch engagierter diskutiert wird als sonst. Die Antwort, die mir am plausibelsten erscheint: Der Heilige Geist persönlich ist auf Seiten der Grün-Weißen eingeschritten, um der paar Gerechten willen, die im Schatten des Weserstadions leben. Namentlich nennen möchte ich an dieser Stelle mal als Gerechte der Völker die Gigi von der Gruppe „Grenzenlos“, die den Ausländeramtsleitern dieser Satdt bei ihrem fiesen Handwerk immer wieder charmant und kräftig in die Suppe spuckt. Der erfolgreiche Einsatz gegen die jüngste Abschiebung einer Mutter ohne ihr Kind – das war echt klasse, küss die Hand, Madame. Und der Dieter soll sich endlich mal was schämen, damit er wenigstens dadurch ein paar Pluspunkte sammeln kann!

Bei den Alternativmeisterschaften selbst empfehle ich das aus meiner Heimatstadt Rinteln antretende Dreamteam Aus der Tiefe des Raumes der besonderen Aufmerksamkeit. Für jedes Tor, das dieser Mannschaft gelingt, werde ich das Personal des Awas-Keller (Vereinslokal der wilden Liga!) bitten, dem gegnerischen Torwart ein Pils der Marke Roter Oktober einzuschenken. Dem Vorwurf der Bestechung stelle ich mich im Erfolgsfall gern!

Am Himmelfahrtstag schieben zwei schwitzende Herren in schwarzem Leder ausgesprochen hochpreisige Motorräder über einen Hügel des lieblichen Kalletals. Da ich als technischer Volltrottel hier kaum helfen kann, möchte ich immerhin meine solidarische Verbundenheit als Wandersmann zum Ausdruck bringen und rufe den unfreiwilligen Fußgängern ein aufmunterndes „Viel Spaß“ zu. Während der eine nur stumm weiter trottet, zischt mir der andere trotz des sonnigen Tages das überraschend haßerfüllte Mantra „Halt's Maul, Alter“ zu. Mit solchen Formeln kriegt man kein emotional verstimmtes Moped ans Laufen, sagt

Ulrich „Fußballgott“ Reineking