Ein Mann wird immer weniger

■  Weit vor Mönchengladbach und Bochum darf sich der Stuttgarter Multi-Fußball-Funktionär Gerhard Mayer-Vorfelder als Bundesliga-Absteiger des Jahres fühlen – es sieht nicht gut aus für ihn

Berlin (taz) – Bitte sofort aufhören zu grübeln: Die Absteiger aus der Fußball-Bundesliga stehen doch längst fest. Es sind die Spvgg. Unterhaching, der 1. FC Nürnberg und der JDJNGNDR („Jemand, der jetzt noch gar nicht damit rechnet.“). Unterhaching deshalb, weil man dort für zielorientierte Arbeit bekannt ist. Und das Ziel lautet eindeutig: sofortiger Wiederabstieg. Nürnberg steigt ab, weil man dort aller Voraussicht nach die Saison mit einem „Berufs-Optimisten“ (Friedel Rausch), nämlich Friedel Rausch als Trainer beginnen wird. Und JDJNGNDR steigt ab, weil der immer absteigt.

Wie? Die laufende Saison? Da stehen die drei Absteiger ja seit Lichtjahren fest. Es sind Mönchengladbach, der VfL Bochum und Gerhard Mayer-Vorfelder.

Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern, hat ganz sicher unrecht, wenn er unterstellt, „mit Herrn Mayer-Vorfelder“ sei es „leider so: Es ist eine Verbissenheit da, den Sozialismus im Fußball einzuführen.“ Es sieht eher so aus, als habe sich der ehemalige Berufspolitiker und Fußball-Funktionär (VfB-Präsident, DFB-Vize, Ligaausschußvorsitzender) doch noch völlig verheddert im Lavieren zwischen Posten und Positionen.

Als DFB-Ligausschußvorsitzender sollte er dem Bundesligarechtebesitzer Leo Kirch knallhart Geld abzwacken (der die von der Ufa an Premiere übertragenen Pay-TV-Rechte mit der Übernahme von Premiere übernommen hat). Als VfB-Präsident will er von der Kirch-Agentur ISPR Geld für seinen Klub kriegen. Als DFB-Vize will er die Macht von Marktführer Bayern einschränken und sich dabei noch gegen Beckenbauer als Nachfolger von Präsident Braun behaupten.

Und das alles, während sämtliche verfügbaren Waffen von Springer (auch Kirch) ihre Interessen und ihren Mann (Beckenbauer) stützen und auf ihn draufhauen, gerade auch, wenn er es mal nicht verdient haben sollte.

Wer verantwortlich für jene Klausel ist, die allem Anschein nach Eigenvermarktung im Pay-TV und Murdoch bis 2003 verhindert – der hat Leo Kirch den schönsten Gefallen getan. Die Unternehmen der Bundesliga? Kostet das, schätzte Hoeneß an Pfingsten, „auf drei Jahre zwischen 500 Millionen Mark und eine Milliarde.“ „Wahnsinn“ (Hoeneß). Und dann wird auch noch der letzte Bundesliga-Spieltag, sagt Mayer-Vorfelder, für seinen VfB „zum Schicksalstag.“ Nun ja: Die Fernsehgelder kriegt der Klub bis 2003 überwiesen. Genial. Selbst zu vermarkten gibt es als Zweitligist eh nichts. Peter Unfried