Kleine Kotzbrocken in kleinen Läden

■ „Jansen“, ein kleiner „M. walking on the water“-Splitter, hat im Tower musiziert

Unsereins würde eine neugegründete Band „Illusionen-eines-Dackeleckzahns“ oder „Where's mom's leg“ oder – ganz schlicht – „Yellow Vader“ nennen. Markus Maria Jansen nennt sein Quartett „Jansen“. Und das, obwohl er immerhin auch in einer wunderbaren Band mit dem wunderbaren Namen „M. walking on the water“ spielt. Wahrscheinlich verachtet er nicht einmal die sogenannten Pfiffigkeiten des Musikbuisiness, sondern – viel schlimmer – straft sie mit Desinteresse. In der eigenhirnlich verfaßten, eigenhändig hingerotzen Presseinfo sagt er irgendwas von „ohne viel Effekte, für kleinere Läden, in denen man noch mitten ins Herz hören kann.“

Daß ein Blumengeschäft, ausgerechnet ein kitschiges Blumengeschäft, ausgerechnet in Krefeld, ausgerechnet namens „Jansen“ einging wie ein ausgezehrter Kaktus, gefällt ihm offenbar. Jedenfalls leuchtete dessen abartig häßliches Firmenlogo über der kleinen Bühne eines „kleineren Ladens, in dem man noch ...“ namens Tower. Dort waren anstelle eines klassischen Überwältigungsbeginns als erstes schnöde abgerissene, karge Töne von Trompeter Markus Türk zu hören. Irgendwie passend zu einem viel späteren Stücktitel, der da lautete „Leg' dich besser wieder hin“. Ja, ja, auch Lethargie hat ihre schönen Seiten. Dann fiel die Musik aber doch in das gemütliche, polkaartige Schunkeln von „M. walking ...“ ein. Im Unterschied zu deren ausgeklügeltem Beiwerk aus Geigen, Akkordeon und Mundharmonika, gibts bei Jansen vor allem Türks Trompete.

Die macht sich mit einer Batterie von Stopfvorrichtungen auf die Spurensuche nach verqueren Tom-Waits-Klängen. So viel Verschrobenheit ist natürlich nur ein Kontrastprogramm, und zwar zur herzergreifenden, vollen, klaren, immer ein bißchen trauriglustigen Stimme Jansens. Diese Stimme sinniert zum Beispiel über kleine Kotzbröckchen auf dem Schnellkochtopf und über die Möglichkeit der Sonne näher zu kommen durch das Tragen von Plateauschuhen. Und wir sinnieren darüber, daß die wirklich wichtigen Dinge immer nur in den kleinen Alltagsbröckchen zu finden sind und die wirklich spannenden Bands in den „kleineren Läden, in denen man noch ...“

Als Jansen die Orientierung über die Abfolge der Lieder verlor, beschloß er „das Programm umzustellen, damit was Neues passiert“ und grinste wie einer, der weiß, daß niemalsnie unter unserer Sonne etwas Neues entsteht und daß das schon okay ist – so wie der Name Jansen okay ist. bk