■ Die Stimme Albaniens

In seiner Heimat ist er ebenso erfolgreich wie umstritten. Der 1936 im südalbanischen Gjirokastra geborene Ismail Kadaré ist der albanische Nationaldichter der kommunistischen Nachkriegsära schlechthin. Seine Werke sind Pflichtlektüre in allen Schulen des Landes. Weltweit hat er mehr als zwei Millionen Bücher verkauft. In seinen mythenreichen Romanen hat er immer wieder den Stolz und die Leidensfähigkeit des in seiner Geschichte immer wieder von der Auslöschung bedrohten albanischen Volkes beschrieben. Umstritten ist der Dichter, der seit 1990 in Frankreich lebt, vor allem wegen seiner allzu großen Nähe zum Regime des Diktators Enver Hodscha, dem er auch in mehreren Romanen ehrwürdige Denkmäler setzte. Schon 1991 forderte er im taz-Interview eine militärische Intervention der Nato in seinem Heimatland, um dort, ebenso wie im Kosovo „ein Blutbad zu verhindern“. Seine bedeutendsten Werke sind „Der große Winter“, „Der Schandkasten“ und „Chronik aus Stein“. vw