Krieg im Lustspielhaus

■ „Bombenstimmung? – Das Kosovo“: Politik mit kabarettistischen Zwischentönen

Darauf waren einige Zuschauer nun doch nicht gefaßt: „Ist das hier Kabarett oder eine politische Veranstaltung?“ ruft eine ärgerliche Stimme aus dem Publikum. Fluchtartig verlassen gleich mehrere Gäste brüskiert den Saal. Krieg im Theater – unangemessen? Nein, meinen einstimmig die Kabarettisten Herrchens Frauchen und Jan Peter Petersen von Alma Hoppes Lustspiel- haus. Überhaupt sei es an der Zeit, endlich nein zu sagen und Stellung zu beziehen.

Mit Bombenstimmung? – Das Kosovo versprechen die Veranstalter und geladenen Experten endlich aufzudecken, was Presse und Politiker bisher verschwiegen haben. Jan Peter Petersen: „Wie sagt der Buddhist? Möge die Übung gelingen.“ Viel Neues hatten die politischen Aufklärer jedenfalls nicht im Repertoire. Vielmehr kreisten die zum Teil doch recht plakativen Gedankensprünge der Redner von Fischers Häutung bis Littleton letztlich rachsüchtig um den Sinnwandel ihrer ehemaligen Parteigenossen. Deren „tragische Zerrissenheit“ sei nichts als professionelle Pose, analysierte Günter Amendt. Leider nicht viel überzeugender wirkte HerrchensFrauchens versagende Stimme, als sie die Bilder beschreibt, die sie nicht mehr loslassen: ein bombardierter Flüchtlingstreck, daneben ein schreiendes Kind. Vielleicht ist ihr entgangen, daß sie die gleichen Tränendrüsen drückt wie Rudolf Scharping.

Wirklich erfrischend waren allerdings Alma Hoppe als betrunkene Soldaten und Hans Scheibner in der Rolle eines Rüstungsindustriellen, der den Nerv des Abends trifft: „Einen Ausweg aus dem Dilemma – wie soll ausgerechnet ein Kabarettist den wissen?“ Ulrike Bals