Brandbomben & buntes Denkmal

Bekennerbriefe: Busse brannten, weil Firma Rechtsextreme zu Demos gegen Wehrmachtsausstellung brachte. Kriegsdenkmäler verfärbt  ■ Von Judith Weber

Seine Geschäfte mit Rechtsextremen kommen ihn teuer zu stehen: Weil der Schenefelder Unternehmer Peter Schönherr Mitglieder der NPD zu Demonstrationen transportiert hat, wurden drei seiner Reisebusse in der Nacht zu Dienstag angezündet. „Unsere Brandbombem sind als eine Warnung an ihn und alle anderen Busunternehmer zu verstehen“, heißt es in einem Bekennerbrief, der gestern bei der taz hamburg einging. „Nur so werden sie einsehen, daß die Unterstützung der faschistischen Aufmärsche Folgen haben wird.“

Als die rechtsextreme NPD am 30. Januar in Kiel gegen die Wehrmachtsausstellung demonstrierte, reiste sie in „Schönherr“-Bussen an; auch als die Rechten im Februar in Magdeburg unter dem Motto „Keine deutschen Pässe für Ausländer“ auf die Straße gingen, mieteten sie Fahrzeuge aus Schenefeld. „Ich identifiziere mich nicht mit dieser Partei“, sagt Schönherr, „aber ich bin Unternehmer. Ich muß sehen, daß ich meine Fahrzeuge einsetze“. Solange die NPD nicht verboten sei, gebe es keinen Grund, die Aufträge abzulehnen. Ohnehin würden die Busse privat gemietet – es sei unmöglich zu wissen, wer hinter den Namen steckt.

Schönherrs Busse brannten nicht zum ersten Mal. Schon vor zwei Jahren wurden Fahrzeuge angezündet; damals „ließ sich jedoch kein politischer Hintergrund belegen, zumal im Umkreis eine Brandserie lief“, erklärte gestern die ermittelnde Kripo in Itzehoe. Bei den jüngsten Anschlägen ist laut Schönherr ein Schaden von 800.000 Mark entstanden; dazu kämen 50.000 Mark Verdienstausfall.

In ihrem Bekennerschreiben verweisen die AntifaschistInnen auf die geplante Großdemonstration in Hamburg am 5. Juni, wenn 2000 Rechtsextreme gegen die Wehrmachtsausstellung in der Hansestadt protestieren wollen. Solche Aufmärsche ließen sich an Ort und Stelle nur schwer verhindern. „Umso wichtiger ist es, schon im Vorfeld in Aktion zu treten“ und Busunternehmen zu bewegen, die Rechten nicht zu befördern. Denn „der Anfahrtweg“, wollen die BekennerInnen erkannt haben, sei ein „Schwachpunkt der Nazidemonstrationen“.

Ebenfalls im Hinblick auf die Eröffnung der Ausstellung am 1. Juni in Hamburg haben „autonome, antifaschistische Gruppen“ in der Nacht zu Dienstag Farbe auf Hamburger Kriegsdenkmäler aufgetragen. In einem Bekennerbrief – auch dieser liegt der taz hamburg vor – ist von „48 Denkmälern im gesamten Stadtgebiet“ die Rede. „Damit wollen wir der ehrenvollen Erinnerung an die bis heute gefallenen deutschen Frontkämpfer unsere Verachtung entgegensetzen“. Wegen des „Wutgeheuls“ der Gegner der Ausstellung erscheint es „uns daher sinnvoll, bereits frühzeitig unsere Positionen in die öffentliche Debatte einzubringen.“

Die Polizei konnte die Aktionen gestern nicht bestätigen. Ihr ist lediglich ein Kriegsdenkmal in Neugraben bekannt, das bunter geworden ist.