CinemaxX: Für Rollis blanker Hohn –Betr.: „Todesanzeige für's Europakino“, 11. Mai 1999

Das Herz von Liebe entflammt, die erste Verabredung. Aber wohin? So führte der Weg viele ins Europa-Kino. Die werden nun Zuflucht in den Pärchensitzen des CinemaxX finden. Für andere aber ist das Spiel gemacht. Diese Anderen standen jetzt auf dem Marktplatz und hielten Schilder mit scheinbar banalen Forderungen wie „Keine Stufen“ in die Luft. Sie sitzen im Rollstuhl. Und ich bin einer davon.

Nun sind die Leinwände im CinemaxX überaus groß. Dieser Vorzug bedeutet für Rollstuhlfahrer aber Kinofolter, denn ihre reservierten Plätze befinden sich immer in der ersten Reihe. Ich hatte bei „Lola rennt“ das zweifelhafte Vergnügen und dachte, mir zerspringe der Kopf, ich müsse mich übergeben. Hinzu kommt, daß wir Rollstuhlfahrer vom vielen Sitzen schon genug Probleme mit der Nackenregion haben. Da ist die erste Reihe eine Zumutung. Das CinemaxX als ausgewiesen rollstuhlfreundlich zu bezeichnen ist also blanker Hohn. Das Europa bot Rollstuhlfahrern freien Zugang, das CinemaxX schreibt ebensolches nur als niedliches Piktogramm ins Programm, wohl um Subventionen zu rechtfertigen. Ist man aber mit seiner Freundin unterwegs, möchte man nicht ständig andere junge starke Herren um ihre Hilfe ersuchen müssen, denn das stört die Intimität der Zweisamkeit doch ein wenig. Also: Laß uns ins Theater gehen, dort sind wir willkommen. Till Pawelek