Mahl militärisch

■ 50 Jahre Grundgesetz als erfolgreiche bundesdeutsche PR-Aktion am Sitz der UN

New York (taz) – Großes Feuerwehraufgebot am German House in New York. Vor dem Abend am vergangenen Donnerstag ist zum dritten Mal ein Gullydeckel vor dem Haupteingang hochgegangen, weil Gas in der Abwasseranlage explodierte. Unangenehm für die 500 Gäste des Deutschen Generalkonsulats am Sitz der UN in New York: Sie mußten sich durch einen engen Seiteneingang zwängen. Aber die deutschen Diplomaten hatten noch ganz andere Knaller auf Lager. Gefeiert wurde 50 Jahre BRD, und die neue Internet-Site (www.germany-info.org) wurde eingeweiht, die mit 1,5 Millionen Besuchern im Monat eine der erfolgreichsten in den USA ist.

Die eigentliche Selbstdarstellung erfolgte aber im 23. Stock des Hochhauses an der United Nations Plaza. Lufthansa, die EXPO GmbH, Rosenthal und Wempe präsentierten sich als Sponsoren. Deutscher Wein und deutsches Bier wurden gereicht, der Höhepunkt war das Buffet. Es gab Spätzle mit Sauerbraten, Götterspeise und Tiramisu (vom ehemaligen Bündnisgenossen) als Hauptspeise, Sushi (vom japanischen Alliierten) als Zwischengang sowie als Vorspeise – und in Erinnerung an die Gründerjahre – einen hohen Kessel Graupensuppe. Und das war der Höhepunkt der deutschen PR-Veranstaltung am Sitz der UN. Der Topf stand vor einer Plakatcollage der 50er Jahre aus Seite 1 des GG, einem Adenauer-Porträt und Nachkriegstrümmern. Daneben drei Luftballons: schwarz, rot und gold. Topf und Bild standen auf einem Tarnnetz, daneben Feldgeschirr und Stahlhelme, gefüllt mit Kaugummis. Gar nicht verstehen wollten einige deutsche Diplomaten, warum so eine Deko in Kriegszeiten unpassend sein solle.

Ein hoher Vertreter der Bonner Botschaft in Washington bekräftigte, wie stolz er auf „unsere Soldaten“ sei und wie selbstverständlich es sein müsse, daß die Bundeswehr auch hier ihren Platz habe. Ein Journalist der Deutschen Welle meinte, diese spezifische deutsche Aufregung sei in der Welt nicht zu vermitteln, und ließ seinen Kameramann deshalb erst gar nicht übers Buffet schwenken.

Die Kaugummis waren zum Ende der Party jedenfalls alle weg. Ein wenig Götterspeise blieb noch übrig. Die Tombolapreise: Uhr, Reise zur Expo 2000 in Hannover und Montblanc-Füller fanden neue Besitzer. Eine erfolgreiche PR-Aktion am Sitz der UN. Als nächste Sponsorpartner sollte man an die Waffenschmieden denken.

Wilfried Köpke

Die Suppe stand vor einer Plakatcollage der 50er Jahre aus Seite 1 des GG, Adenauer-Porträt und Nachkriegstrümmern