Senator plant neuen Tiergarten für Tempelhof

■ SPD-Senator Strieder will Flughafen Tempelhof nach der Schließung des Airports 2002 zu einem Park umgestalten. Wirtschaftssenator bevorzugt Landebahn für private Jets

Nach der anvisierten Stillegung des Flughafens Tempelhof 2002 soll auf dem 360 Hektar großen Areal ein Park entstehen, der weit über die Dimensionen des Tiergartens hinausreicht. Außerdem ist vorgesehen, um das bisherige Flugfeld herum Dienstleistungs- und Wohnquartiere zu errichten. Schließlich soll das 300.000 Quadratmeter große Flughafengebäude, eines der größten Gebäude Europas, umgebaut werden und Einzelhandel, Gastronomie, Büros und Ausstellungen zur Luftfahrtgeschichte beherbergen. Dies geht aus einem Plan der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hervor, den Umweltsenator Peter Strieder (SPD) gestern präsentierte.

1996 hatten sich der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg mit dem Flughafenkonsortium Berlin-Brandenburg International (BBI) darauf geeinigt, mit der Realisierung des Großflughafens Schönefeld 2002 die innerstädtischen Airports zu schließen. Offen blieb im Vertrag allerdings ist, ob die „Verkehrsflugplätze“ weiter als private Airports genutzt werden könnten.

Neu an der Planung ist Strieder zufolge, daß im Gegensatz zu früheren Überlegungen das Flugfeld weitgehend von der Bebauung freigehalten und zu einer großen Grünfläche umgestaltet werde. „Eine Parzellierung des Geländes wäre ein dramatischer Fehler“, urteilte Strieder. Der neue „Park der Luftbrücke“ dagegen bringe für die Bezirke Neukölln, Kreuzberg und Tempelhof mit einer überdurchschnittlichen Bevölkerungsdichte ein notwendiges Erholungsgebiet. Die Innenstadt „benötige das Tempelhofer Feld als Freiraum sowie als klimatisches Ausgleichsgebiet“.

Besonders engagiert zeigte sich Strieder bei den Ideen für das alte Flughafengebäude. Dort könnte ein „kommerzieller Entertainmentpark mit Themen zur Luftfahrt, zu Zeppelinen, mit technischen Simulationen und zur Luftfahrtforschung“ von Investoren betrieben werden. Für dieses Areal sowie für den 200 Millionen Mark teuren Umbau des Flugfeldes müßten jedoch private Träger noch aktiviert werden, so der Senator.

Der Strieder-Vorstoß zur Umgestaltung des Tempelhofer Feldes birgt indessen noch ungeklärte Faktoren: So muß nicht nur der bestehende Flächennutzungsplan (FNP) geändert und mit den Bezirken abgestimmt werden. Neukölln etwa beansprucht auf dem Flugfeld Sportarenen anstelle von Wohnungen. Zugleich, sagte Strieder, müsse mit dem Bund, dem insgesamt 53 Prozent des Flughafengeländes gehören, über die Umgestaltung der Flächen und des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahre 1937 verhandelt werden. Er habe jedoch wenig Sorge, daß der Bund an der Verwertung freier Flächen und Liegenschaften kein Interesse habe.

Gegenwind dagegen erhält Strieder von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU). Dieser forderte gestern, für den Gewerbepark „eigene Start- und Landebahnen“ freizuhalten. Branoner: „Tempelhof muß für die Bedarfsflüge der Unternehmen offen bleiben.“ Rolf Lautenschläger