Auf den Pott gesetzt

■ Der spontane taz-Reinheits-Test auf den Bremer Schulklos: Feudeln die privaten Saubermacher vielleicht doch besser als ihr Ruf? Ein überraschendes Test-Ergebnis

Eine olivgrüne Tür. Oben rechts ein silbernes „M“. Klassisches Toiletten-Design. Hier dürfen also Männer, wenn sie müssen. Oder etwa Mädchen? Wer denn nun? Ein kurzer Blick in ein Klo an der Philipp-Reis Schule (Horn-Lehe) gibt den Mädchen Vorrang. Jetzt – kurz nach Schulschluß – ist es leer. Genau der richtige Zeitpunkt, um mit einer Sauberkeits-Inspektion auf Bremer Schulklos loszulegen.

Behaupten doch die städtischen Putzfrauen, ihre privatisierten KollegInnen putzten weniger gründlich. „Wo die Fremdfirmen putzen, sieht es saumäßig aus“, erzürnte sich vergangene Woche eine „Städtische“ öffentlich.

Zur Erinnerung: Der Bremer Innenreinigung droht die Privatisierung. Die städtischen Putzfeen haben PolitikerInnen und Presse bei einer öffentlichen Debatte eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen. Die taz nahm das Angebot wahr und prüfte: Wer putzt besser?

Am Anfang steht die Strichliste. Kontrollpunkt eins – der Geruchstest. Das Ergebnis: Nicht unerfreulich an diesem stillen Örtchen in der Schule Philipp-Reis-Straße, irgendwo im mittleren Wohlfühl-Bereich, zwischen „Frosch-Reiniger“ und Kinder-Zahnpasta. Fast wie zu Hause.

Kontrollpunkt zwei – der Papierkram. Papiertücher plus Klopapier sind einsatzbereit, das macht – zusammen mit dem Schnuppertest – drei Striche auf der Gewinnerseite. Gleich nochmal zwei gibt's für Seife und den Mülleimer – frisch geleert. Aber kommen wir zum Höhepunkt – dem Pißpott. Wie sieht der aus, am Ende eines Schultages?

Bremsspuren auf weißer Emaille? Eindeutige Pfützen auf der Klobrille? Weit gefehlt. Nicht nur sauber, sondern rein ist dieser Pott, picobello. Der Vorteil geht an den städtischen Putztrupp.

Auf zum nächsten Einsatzort – dem Kippenberg Gymnasium. Klos wie Ausnüchterungszellen: Ohne Klopapier, ohne Klopapierhalter, ohne Seife und ohne Handtuch. Auch ohne Klobürste. „Wegen der Schüler“, sagen die Bremer Putzfrauen. „Die aasen 'mit rum, zerschnippeln alles und verstopfen damit die Klos“. Sie führen die Mängelliste gleich selbst weiter: „Kein Waschmittel“ klagen sie, und seit Jahren sei kein Isolierband für die kaputte Bohnermaschine zu beschaffen. Entscheidendes Testergebnis: Ohne Dreck. Und ohne Geruchsbelästigung. Damit liegt auch dieses Klo noch im grünen Bereich – trotz karger Ausstattung.

Nächster Besichtigungstermin, gleich um die Ecke: die Vietorschule. Hier schrubbt die Konkurrenz – sollte sie zumindest. Schon an der Tür stinkt's heftig. Das Waschbecken, ein verlassener Ort: Reinigungszeug, Handtücher et cetera haben längst das Weite gesucht. An der Klokabinenzeile steht eine Rolle Klopapier. Hinter der Tür, urgh!, treibt brauner Sumpf an der Unterkante der Klobrille. Mehr Klopapier gibt es nicht? Genug Stoff für Nachfragen.

Zwei Putzfrauen wischen gerade ein Klassenzimmer. Darin ein Tischchen, darauf Klorollen. Vier Stück. „Da nehmen die Kinder von, wenn sie müssen“, erklärt eine Putzfee. Weil die Schüler angeblich lieber Klos sabotieren, als sich den Hintern abzuwischen, bleibt hier die Klorolle im Klassenzimmer. Die Blätter teilen die Lehrer den Zöglingen nach Bedarf zu. Bilanz nach drei Besichtigungen: Zweimal Plus für die Stadt und einmal Minus für die Privaten.

Chance Nummer zwei für die Privaten: Die katholische Sankt Johannis Schule. Hier gibt es Klopapier – doch geflockt auf dem Boden, nicht gerollt an der Wand. Hier gibt es zwei Klobürsten für zwei Klos. Hier gibt es auch Seife – wenn nicht im Spender, so doch als angenehme Duftnote. Was es hier nicht gibt, ist Dreck: Weder angeschwemmt, noch als Luftverschmutzung, weder als Spritzer, noch sonst verdächtige Spuren. Das ist der Ausgleich für die Privaten. Doch besser als ihr Ruf?

Die Bürgermeister-Smidt-Schule soll alles entscheiden. Sieben (!) Rollen Klopapier stapeln sich im Fenster, umringt von fünf Paketen Trockenhandtüchern, zwei Plastikflaschen Alkoholreiniger, einer mit rosa Duftöl und einem Topf Waschcreme. Und gleich drei Waschbecken kommen auf zwei Klos. Hier sind die Brillen trocken und Klopapierrollen baumeln vorschriftsgemäß an Haltern. Alles hängt jetzt an der Frage: Wer putzt dieses Klo? Der entscheidende Punkt geht an eine private Putzfirma. Der spontane taz-Reinheits-Test ergibt: Öffentliche und privat-angestellte Putzfrauen putzen gleich gut. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Liane Aiwanger