■ Ischa Wahlkampf!
: Offener Elternbrief gegen undichte Schuldächer

Lieber Herr Bürgermeister Scherf!

Wer zuhört, versteht, was Menschen bewegt. Sie lieben die Stadt, sie mögen die Menschen, die dort leben und Sie arbeiten gerne für Bremen, so sagen Sie es uns täglich lächelnd von den Plakaten herunter. Wir glauben Ihnen das nicht.

Wenn Sie zuhören würden, hätten Sie längst gemerkt, daß es mit Bremens Schulen bergab geht, daß die Menschen, die Sie so lieben, vorher Kinder, d.h. Schüler und Schülerinnen sind und eine entsprechende Aufmerksamkeit, d.h. gut ausgestattete Schulen brauchen. Reden und Versprechen das können Sie sicher gut. Nur: Wie sieht es aus mit den Versprechungen, die z.B. der Gesamtschule-Mitte damals gemacht wurden, und die bis heute nicht eingelöst wurden?

Als die GMS 1988 gegründet wurde, war das Gebäude bekanntlich in einem sehr renovierungs- und sanierungsbedürftigen Zustand. Eltern und Lehrer haben in Eigeninitiative die Räume hergerichtet. Damals war bei den politischen Vertretern – auch bei Ihnen, Herr Scherf – eine große Akzeptanz und wortgewaltige Unterstützung dieses neuen Schulprojekts vorhanden.

1989 erreichte die damalige Planungsgruppe die Genehmigung eines vollständigen SEK I Raumprogrammes. Dazu gehörte die Innenrenovierung und -sanierung des Altbaus zur Schaffung zusätzlicher Fachräume, die Außenrenovierung und ein geplanter Neubau, um endlich ausreichend Klassenräume für alle sechs Jahrgänge zur Verfügung zu haben. Endlich wurde 1991 mit dem Anbau begonnen, der dann 1992 – vier Jahre nach Gründung der GSM – fertig wurde. Seit Sommer 1991 lebten die fünf Jahrgänge in Containern, die nur als Übergang bis zur Fertigstellung aller Bauarbeiten aufgestellt worden waren. Die Container waren nur begrenzt, für höchstens drei Jahre zugelassen.

Dann passierte lange Jahre nichts, die Schüler lebten weiterhin in Containern und unvollendetem Altbau. Obwohl viel Geld gespart worden wäre, hätte man gleich im Anschluß die Außen- und Innensanierung sowie den Innenausbau des Altbaus durchgeführt. 1998/99 erfolgte eine häppchenweise Außensanierung des Altbaus. Gleichzeitig legte der Bauausschuß eine abgespeckte Version des Altbauinnenausbaus vor, die auf Zustimmung der Behörden stieß. Zu diesem Zeitpunkt waren die fünften Jahrgänge immer noch in den Containern untergebracht. Erst durch starke gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Schülern und Lehrern wurden sie auf Druck der Gesundheitsbehörde im Februar 1999 geschlossen. Seitdem fehlen der GSM drei Klassenräume. Die Behörde spielt weiterhin mit uns Katz und Maus, obwohl laut Frau Hövelmann – bildungspolitische Sprecherin der SPD – sich die SPD in ihrem jetzigen Wahlprogramm nicht nur für die Erhaltung der integrierten Stadtteilschulen einsetzen würden, sondern sogar deren Weiterentwicklung voranbringen wolle.

Die Schulzeit unserer Kinder war bisher und ist es immer noch ein Sich-arrangieren-müssen mit unzumutbaren räumlichen Bedingungen, die nur durch kräftige Unterstützung seitens der Elternschaft etwas abgemildert wurden. Können Sie sich vorstellen, daß Sie Ihr Büro selber renovieren müssen? Würden Sie und Ihre Abgeordneten in solchen Räumen arbeiten wollen, wie Sie es unseren Kindern täglich zumuten?

Wir, die Eltern des fünften Jahrgangs der GSM, haben bewußt unsere Kinder an dieser Schule angemeldet, weil wir hinter dem Konzept der stadtteilorientierten Ganztagsschule stehen. Wir fordern Sie auf, endlich die notwendige räumliche und personelle Ausstattung zu gewährleisten. Unsere Kinder sind unsere Zukunft. Wir werden die Partei wählen, die diesen Grundsatz beherzigt. Es ist nie zu spät – schauen Sie hin, verstehen Sie und handeln Sie!

Eltern der Klassen 5.1, 5.2, 5.3 der Gesamtschule Mitte