Wasser als idealer Trainingspartner

Die Freibadsaison ist eröffnet: Regelmäßiges Schwimmen tut Herz und Kreislauf gut und hilft bei Rücken- und Gelenkschmerzen. Die Berliner Bäder-Betriebe bieten spezielle Fitneßkurse an  ■   Von Martin Kaluza

Die ganz Abgebrühten konnten dieses Jahr schon Mitte April die Saison im Strandbad Wannsee anbaden. Inzwischen sind auch die anderen rund dreißig Berliner Frei- und Sommerbäder geöffnet, und das kreischende Volk tummelt sich rund um und in den Planschbecken und Badeseen. Doch ausgerechnet das Kinderbad Monbijou in Mitte bleibt mit dringendem Sanierungsbedarf trocken, nur die Duschen können benutzt werden. Ebenso wasserlos bleibt das Freibad Pankow – die Liegewiese ist immerhin geöffnet, und wer eine Runde schwimmen will, wird in das Hallenbad umgeleitet.

1997 hatten die Bäder-Betriebe noch erschrocken auf den massiven Besucherrückgang nach der Erhöhung der Eintrittspreise vom Vorjahr reagiert und die Tarife entschärft. Mittlerweile wird die Preisschraube wieder schrittchenweise angezogen. Aus der vor zwei Jahren noch angekündigten Verlängerung der Öffnungszeiten bis 23 Uhr wird dagegen auch in dieser Saison wieder nichts.

Die Tageskarte für Frei-, Sommer- und die meisten Hallenbäder kostet in diesem Jahr 6 Mark (ermäßigt 4 Mark), die Zehnerkarte 50 (ermäßigt 30) Mark. Strandkörbe sind für 16 Mark pro Tag bzw. für 10 Mark pro halbem Tag (bis oder ab 13 Uhr) zu haben. Für die Sechs-Monats-Karte, die auch für die meisten Hallenbäder gilt, müssen 300 Mark (ermäßigt 110 Mark) abgelegt werden, für die Drei-Monats-Karte 170 bzw. 60 Mark.

Doch wer das erst einmal verschmerzt hat, wird für die Dauer des Anstaltaufenthaltes meistens doch zu einem glücklicheren Menschen. In der Sonne liegen, im Wasser etwas für die Gesundheit tun oder für die Schule den zähen Fontane zu Ende lesen – diese ureigene Mischung aus Pläsier, sportlicher Betätigung und Bildungsmöglichkeiten hat noch jede Generation ins Freibad getrieben.

Daß Schwimmen gesund ist, liegt an den Eigenschaften des Wassers. Die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) gehen gar so weit, es als „idealen Trainingspartner“ zu bezeichnen. Für Bewegungen im Wasser benötigt der Körper durch den größeren Widerstand mehr Energie, das fördert die Entwicklung von Kraft und Ausdauer. „Für Herz und Kreislauf ist Schwimmen immer gut“, erklärt Burghard Menke, Sportlehrer und Leiter des Kursangebotes der BBB. Und bei allem Ausdauertraining geht Wasser ansonsten schonend mit dem Körper um. Die Gelenke und Sehnen werden entlastet, und im Wasser selbst ist die Verletzungsgefahr nicht besonders hoch.

Nun hat jeder seine eigene Art, mit dem feuchten Element umzugehen. Der eine mag nur planlos planschen, der andere beackert das Becken zwecks Bauchverkleinerung in Bahnen. Wer aus Fitneßgründen ins Schwimmbad geht, sollte allerdings darauf achten, daß er sich nicht übernimmt. „Wenn sich die Leute beim Schwimmen unterhalten können, haben sie das richtige Tempo. Das kann man lange halten“, erklärt Menke. Hingegen bringt es weniger, möglichst schnell zu schwimmen. Gerade die Pausen, die dann regelmäßig am Beckenrand eingelegt werden, seien aus medizinischer Sicht nicht so sinnvoll. Menke betont, daß dies keine Aufforderung sein soll, einfach die Verschnaufpausen wegzulassen: „Man sollte einfach ruhig und gleichmäßig schwimmen. Dann braucht man keine Pausen.“ Wer so zweimal die Woche 20 bis 30 Minuten seine Bahnen zieht, hält den Leistungsstand. Wer seine Form steigern möchte, muß schon dreimal die Woche ran und kann nach zwei Monaten jeweils zehn Minuten dranhängen.

Bei Rücken- oder Gelenkschmerzen kann regelmäßiges Schwimmen oft Linderung verschaffen. Doch sollte man vor dem Sprung ins Naß einen Arzt fragen, welche Übungen oder Schwimmtechniken geeignet sind, bestimmte Leiden zu behandeln. Badbesucher mit Knieproblemen sollten zum Beispiel Brustschwimmen meiden.

Wem es nicht reicht, einfach geradeaus zu schwimmen, der kann auch unter Anleitung etwas für die Fitneß tun. In den Kursen der BBB können ausgeprägte Wasserratten Aqua-Jogging betreiben, bei Musikberieselung Gymnastik machen, sich an Unterwasser-Fitneßgeräten abarbeiten oder ganz einfach ihre Schwimmtechnik verfeinern. Die Kurse werden allerdings überwiegend in denjenigen Hallenbädern angeboten, die im Sommer nicht geschlossen bleiben.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kursen sind dabei manchmal gering, denn die Übungen überschneiden sich. Mit nuancierten Kursbezeichnungen will man vor allem bestimmte Zielgruppen und unterschiedliche Leistungsniveaus ansprechen. „Aqua-Fitneß“ ist eher für junge Leute gedacht. Zur „Wassergymnastik“ kommen vor allem Schwangere und die älteren Semester. Außerdem, verrät uns Menke, „wird zur Wassergymnastik auch ganz andere Musik gespielt“.

Heute können die Kursangebote beim Aqua-Fitneß-Tag im SEZ in der Landsberger Allee 77 von 9 bis 12 Uhr und von 18 bis 21.30 Uhr zum normalen Eintrittspreis ausprobiert werden. Das neue Kursprogramm („Aqua-Plan“) für das zweite Halbjahr 99 ist ab 31. Mai in allen Bädern zu haben.

Info-Nummer des SEZ: 421 82 320 Service-Hotline der Berliner Bäder-Betriebe: 01803-10 20 20