■ Dienstreise nach J.: Wie Besen
„Am Ende der Show werden alle auf die Bühne kommen und ,Halleluja‘ singen“, hatte unser Schlagerexperte gestern hier verraten. Heute wird in Jerusalem der Grand Prix Eurovision vergeben.
Skandale blieben ja bislang aus. Alle Delegationen haben einander ihre Wertschätzung versichert, selbst Zypern und die Türkei prosteten sich bei den diversen Partys zu. Demonstrationen der Ultraorthodoxen wurden auch schmerzlich vermißt – den Grund vermuten israelische TV-Funktionäre in dem Umstand, daß Dana International sich bislang rar gemacht hat. Die Sängerin hat, so ließ sie verlauten, keine Lust, nationales Symbol zu sein. Sie wird erst kurz vor ihrem Auftritt – der jedem Sieger, jeder Siegerin regelgemäß gebührt – nach Jerusalem reisen, taktvollerweise erst nach Ende des in dieser Stadt heiligen Sabbats.
Nach den Generalproben wird Island favorisiert, mehr aber noch Schweden und England. Die Wetten über den Titel, der letzter wird, haben sich verläßlich eingepegelt auf Dänemark und Portugal. Die deutsche Gruppe „Suerpriz“ ist aus dem Favoritenzirkel gefallen. Sie steht wie festgefrorene Besen auf der Bühne, heißt es. Komponist Ralph Siegel ist verzweifelt, mehr noch als sowieso schon.
Der deutsche Kommentator Peter Urban gibt sich eh nicht germanozentriert, er glaubt, daß der Grand Prix Eurovision längst kein Schlagerfest mehr ist: „Ich höre hier nur Weltmusik.“ Die Punkte aus Deutschland werden übrigens aus Hannover mitgeteilt. Den Part hat auf Wunsch des NDR die türkischdeutsche Schauspielerin Renan Demirkan übernommen. Sollte „Suerpriz“ gewinnen, wird die Disqualifikantin Corinna May auf die Bühne geholt. Mit Tränen darf gerechnet werden. Jan Feddersen
siehe auch taz.mag
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