Gaddafis Alleingang

■ Libyen schickt ohne Absprache Kongo-„Friedenstruppe“ nach Uganda

Kampala/Tripoli/Berlin (AFP/taz) – Die Regierung Ugandas hat die völlig überraschende Ankunft von 40 Soldaten aus Libyen gemeldet. Die Libyer hätten gesagt, sie seien eine Friedenstruppe für die Demokratische Republik Kongo. Ugandas Verteidigungsminister Stephen Kavuma sagte, er habe die Libyer zwecks Befragung landen lassen.

Im Kongo unterstützt Uganda zusammen mit Ruanda Rebellen gegen die Regierung von Präsident Laurent Kabila. Libyen hatte am 18. April einen weitgehend folgenlos gebliebenen Waffenstillstand vermittelt und danach gemeint, bis zum 25. Mai könne eine afrikanische Friedenstruppe in Kongo stationiert werden. Die offizielle libysche Nachrichtenagentur Jana behauptete jetzt, die 40 Libyer hätten „zwischen den ugandischen und kongolesischen Truppen Position bezogen“.

Die unerbetene libysche Einmischung kommt zu einem delikaten Zeitpunkt. Spannungen zwischen Uganda und Ruanda haben zur Spaltung der von beiden Ländern unterstützten kongolesischen Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) geführt. Ein RCD-Flügel sitzt unter Schutz Ugandas in der kongolesischen Stadt Kisangani, ein anderer unter Schutz Ruandas in der Stadt Goma. Ernest Wamba dia Wamba, Führer des ugandatreuen Flügels, hat jetzt seine Rivalen beschuldigt, 1.000 Soldaten nach Kisangani geschickt zu haben, „um uns zu verjagen“. Er kündigte an, sich zu „verteidigen“. Dies würde Krieg zwischen Uganda und Ruanda im Kongo bedeuten.

2.000 Soldaten aus dem Tschad, die auf Seiten der Regierung Kabila im Kongo stationiert waren, sind unterdessen abgezogen. Wie gestern gemeldet wurde, wechselten die Tschadier über die kongolesische Nordgrenze in die Zentralafrikanische Republik über und wurden von der dort stationierten UN-Blauhelmtruppe in ihre Heimat gebracht. D. J.