Weder beruhigend noch beunruhigend –betr.: „Beruhigend: TV-Gucker fürchten nicht den Talk“, taz vom 16. 5.99

Der Bericht ist weder beruhigend noch beunruhigend, sondern nichtssagend. Der erste Satz berichtet eine Meinung der Zuschauer, der zweite Satz eine Meinung der Bevölkerung. Wer meint nun, die Zuschauer oder die Bevölkerung? Es können nur die Zuschauer sein, denn die Nicht-Zuschauer können kaum eine Meinung haben, ob die Talkshows besser oder schlechter geworden sind. Wenn die Zuschauer befragt worden sind, sind die weiteren Ergebnisse der Umfrage bedeutungslos, denn es ist nicht verwunderlich, daß 65 Prozent der Zuschauer, die am Nachmittag die Talkshows anschauen, diese Sendungen nicht unbedingt am Abend sehen wollen oder können. 64 Prozent meint, die Talkshows wären nicht frauenfeindlich. Welcher Zuschauer wird schon zugeben, daß er sich frauenfeindliche Sendungen anschaut? Dasselbe gilt für die weiteren Fragen, insbesondere, ob die eigenen Wertvorstellungen von den Talkshows geprägt werden. Es bedarf einer recht großen Bescheidenheit, um das zuzugeben.

Die relevante Frage, die in der Umfrage der FSF offenbar nicht gestellt wurde, ist, ob die Talkshows, die ja schon ab zehn Uhr laufen, für die Kinder schädlich sind oder nicht. Für die Antwort auf diese Frage ist keine Umfrage mehr nötig: Die Talkshows sind eindeutig schlecht für die vielen Kinder, die nachgewiesenermaßen diese Sendungen anschauen. [...] Mathias von Gersdorff, Frankfurt/Main