Dem Chef die Nummer 10

■ Fußball fördert das Betriebsklima, und deshalb spielten türkische Firmen gegeneinander

Das Wetter meinte es gut an diesem Pfingstsonntag auf dem Sportplatz Stralsunder Straße im Berliner Wedding. Abseits von der großen Politik im Reichstag trafen sich hier Inhaber, Mitarbeiter und Familienangehörige der mittelständigen türkischstämmigen Wirtschaft Berlins zum ersten Auto Ideal Wanderpokal, einem Fußballturnier.

Ein Familientag sollte es werden. Und er war es auch.

Organisation und Schirmherrschaft dieser außergewöhnlichen Turnierpremiere lagen in den Händen des 1976 gegründeten Vereins BSV Hürriyet, der neun Jugend- und fünf Seniorenmannschaften betreut und in der Berliner Bezirksskala kickt. Sein ehemaliger Präsident, Halil Cos, Inhaber der Firma Auto Ideal, war mit seiner Idee eines Turniers mit türkischen Firmen in Berlin nicht nur bei seinen Vereinsfreunden auf offene Ohren gestoßen, sondern ebenso bei vielen seiner Unternehmenskollegen.

„Fußballspielen verbindet, und das gemeinsame Erleben steht im Mittelpunkt“, so Mehmet Tonar, zweiter Vorsitzender des BSV Hürriyet und Mitarbeiter der Firma Manolya, zur Intention dieses Turniers. Großartige Regeln und Vorschriften waren nicht vorgesehen. Außer: Die Nummer 10 auf den Trikots gehörte den Chefs. „Die Nummer 10 hat auf dem Fußballfeld noch immer etwas Magisches, erinnert sie doch an Fußballstars wie Pélé oder Maradonna. Der Träger dieser Nummer muß deshalb der Beste, der Herausragendste sein“, erklärt Mehmet Tonar dieses Zugeständnis an die exponierte Stellung der Firmeninhaber.

Gespielt wurde in zwei Gruppen, jeder gegen jeden. Elf Firmen, vom Concept Verlag über die Kaplan Dönerproduktion und den DEA-Tankstellenbetreiber, und eine Auswahl des BSV Hürriyet nahmen teil. Um jeweils zwei Spiele gleichzeitig durchführen zu können, war das Fußballfeld in zwei Hälften geteilt worden. Mit einer Mannschaftsstärke von sechs Spielern und einem Torwart ging es jeweils über 15 Minuten, bis von beiden Gruppen die beiden besten Mannschaften feststanden. In den Endspielen über 25 Minuten setzte sich die Firma Nur-Sel (Lebensmittelgroßhändler) durch. Platz 2 errang die Mannschaft SG Ford. Vorsitzender und Mitglieder des Betriebsrates der Fordwerke Berlin hatten die Initiative ergriffen und Mitarbeiter ihres Unternehmens gewinnen können, die bereits fußballerprobt waren. Die Fordwerke besitzen eigene Fußballmannschaften und somit natürlich ein gutes Reservoir, aus dem sie schöpfen können.

Den dritten Platz belegte die Firma Manolya, eine Ladenkette für Haushalts- und Elektronikwaren in Berlin. Dilek Sari, Inhaberin der Firma Manolya, sieht das Ziel dieses Turniers erreicht. Über die Hälfte ihrer zirka 40 Mitarbeiter war mit Familienanhang zum Turnier erschienen, und auf dem Spielfeld standen neben ihrem Mann mit der Nummer 10 ausschließlich Mitarbeiter ihrer Firma.

Schon jetzt ist absehbar, daß aufgrund der großen Resonanz das Turnier zu Pfingsten 2000 auf zwei Tage erweitert werden muß. Dann wird sich zeigen, ob der diesjährige Gewinner, die Firma Nur-Sel, den Auto Ideal Wanderpokal verteidigen kann, denn erst nach einem dritten Sieg gehört er endgültig dieser Firma. Claudia Dantschke und Ali Yildirim