Akademiker die Gewinner am Arbeitsmarkt

■ Die Arbeitslosigkeit unter Studierten sinkt innerhalb eines Jahres um fast 13 Prozent. Auch Geisteswissenschaftler und Politologen kommen unter. Ältere Bewerber benachteiligt

Berlin (taz) – Die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg hat gute Nachrichten für Akademiker: Die Zahl der arbeitslosen Hochschulabsolventen ist im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gesunken. Im September 1998 zählten die Arbeitsämter nur noch 198.300 joblose Akademiker, das war ein Rückgang um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar sanken auch die allgemeinen Arbeitslosenzahlen, aber weniger deutlich als bei den Hochschulabsolventen.

Hochschulabsolventen seien im Vergleich zu anderen Jobsuchenden besonders flexibel und mobil, erklärte Helmut Klein, Bildungsforscher beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Auch würden heute die meisten Studenten schon während ihrer Studienzeit den Kontakt zu Unternehmen suchen. „Praktika werden viel stärker nachgefragt als früher“, sagte Klein.

Wie die Arbeitslosenzahlen von 1998 zeigen, ging im Vergleich zu 1997 der Anteil der arbeitslosen Naturwissenschaftler stark zurück (minus 17 Prozent) , dann folgten die Lehrer (minus 15 Prozent), aber auch unter den Angehörigen von publizistischen Berufen sprachen weniger beim Arbeitsamt vor (minus 14 Prozent).

Das alte Vorurteil, daß insbesondere Studenten mit „brotlosen“ Abschlüssen später keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, wird mit den Zahlen einmal mehr widerlegt. Frühere Absolventenstudien hatten schon ergeben, daß auch Studierende aus diesen Bildungsgängen irgendwann ihre Nische finden.

Geisteswissenschaftler und Politologen ackern als Praktikanten in Pressestellen von Unternehmen und in Wissenschaftsabteilungen von Instituten.

Nach einer Studie von 1995 landete fast jeder zweite Magister-Absolvent im Journalismus, in Public Relations und Werbeagenturen oder bei Verlagen. Allerdings erzielten nur 17 Prozent der Geisteswissenschaftler ein Monatseinkommen von mehr als 5.000 Mark netto – im Schnitt aller Akademiker waren es dagegen fast 30 Prozent.

Klein betonte jedoch, daß sich der Arbeitslosen-Rückgang bei Berufsanfängern und älteren Hochschulabsolventen unterschiedlich bemerkbar macht. Während die Berufsanfänger leichter als früher nach dem Studium eine Tätigkeit finden, tun sich ältere Jobsuchende schwerer. Nur etwa jeder zehnte der arbeitslosen Akademiker sei noch Berufsanfänger gewesen, in den Jahren davor war die Quote erheblich höher. Besonders auch bei den arbeitslosen Ingenieuren verlagere sich die Arbeitslosigkeit in höhere Altersgruppen. Barbara Dribbusch