Gemeinsam fürs Gemeinwohl zahlen

Die neue Bürgerstiftung Hamburg will soziale Projekte fördern  ■ Von Hubert Bätz

„Wumm, bäng, wham.“ Rhythmisches Hämmern schallte gestern vom Brooktorkai 16 über den Freihafen. Die Gruppe „Hot Schrott“ gab ihr erstes Konzert – mit Instrumenten, die die Bandmitglieder selbst aus alten Metallteilen und Fässern hergestellt haben. Das Geld fürs Material und den Instrumentenbau bekamen die Jugendlichen von der Hamburger „Bürgerstiftung“, die mit dem Schrottkonzert gestern ihre Gründung feierte.

Rund 8000 Stiftungen gibt es in Deutschland, davon etwa 730 in Hamburg. „Bürgerstiftungen allerdings sind etwas Besonderes“, erklärte Vorstandsmitglied Klaus Rollin. Im Unterschied zu klassischen Stiftungen gibt es nicht nur einen Geldgeber und ein Stiftungsziel. Fast unbegrenzt viele BürgerInnen stellen Geld zur Verfügung und denken gemeinsam nach, wofür sie es einsetzen wollen.

Vorbild sind die amerikanischen Community Foundations. Hier fördern Mitglieder durch Geld oder aktive Mitarbeit die Kommunen, in denen sie leben. Damit nehmen diese Stiftungen auch Aufgaben wahr, die in Deutschland dem Staat zufallen. Die Einrichtungen dürften nicht als soziale Reparaturwerkstätten mißbraucht werden, forderte denn auch Marianne Tidick, Vorständlerin der Bürgerstiftung. „Wir sind keine Ersatzkasse“, betonte die frühere Kieler Kultus- und Wissenschaftsministerin. Die Bürgerstiftung soll in der Regel nur Initiativen Geld geben, die nicht vom Staat unterstützt werden.

Eine Ausnahme ist das Projekt „Schüler für Schüler“ an der Ganztagsschule Friedrichsstraße in St. Pauli Süd. Dort bringen Jugendliche ihren MitschülerInnen etwas bei – zum Beispiel den Breakdance oder das Schachspielen. „Die Schule liegt in einem Problemgebiet und die Lehrer und Schüler stellen selbst viel auf die Beine“, begründet Tidick das Engagement der Stiftung. „Weil die Förderung vom Instituts für Lehrerfortbildung ausläuft, springen wir ein.“

Allzu üppig fällt die Zuwendung nicht aus. „Wir können zunächst nur aus den Zinsen des Gründungskapitals fördern“, erläutert Klaus Rollin. Daran zeigt sich die größte Schwierigkeit der Stiftung: Sie würde gerne mehr Projekte unterstützen, hat jedoch kein Geld. Deshalb, so der ehemalige Notar Rollin, „suchen wir Stifter und Spender, die sich finanziell oder durch Mitarbeit engagieren“.

Wie gut Geld oder Mithilfe angelegt sein können, beweisen die Müllmusiker von „Hot Schrott“. Private Kontakte von Stiftungsmitgliedern zum Schlagzeuger Christian von Richthofen machten die Band erst möglich. „Wir machen Musik und hängen nicht ab“, strahlt eine der Punk-Akteurinnen nach dem Gig.

Kontakt: Bürgerstiftung Hamburg, 300502-96, Kontonummer 10 12 13 14, Hamburger Sparkasse (BLZ 200 505 50).