Letzter Koa-Deal

■ SPD kriegt Scheune, CDU die Stadtbibliothek

In der letzten Woche des großkoalitionären Gekungels haben Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und sein Wahlkampf-Spitzengeg-ner Hartmut Perschau (CDU) noch einen kleinen Deal perfekt gemacht: Die SPD bekommt eine Scheune für ihren legendären SPD-Bürgermeister Wilhelm Kaisen und das Gebäude der Polizeiwache Sandstraße für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung. Dafür darf die CDU der Baufirma Zechbau zusichern, daß das derzeitige Polizeihaus mit der Stadtbibliothek und der VHS als festen Mietern rechnen kann. Letzteres war zwar von Beamten aus dem Finanzressort längst entschieden worden, der Senat hatte aber noch nicht zugestimmt.

Was die Ebert-Stiftung mit dem Haus Sandstraße machen will und soll, war dem Senat bei seinem Beschluß nicht bekannt. Eine „Mischnutzung aus gemeinnütziger und kommerzieller Nutzung“ sei „angestrebt“, die Ebert-Stiftung arbeitet derzeit noch an einer Idee. Klar ist nach dem Senatsbeschluß nur, daß die Ebert-Stiftung die Umbau-Kosten übernimmt, nicht aber die laufenden Kosten.

Bei dem denkmalgeschützten Anwesen der Familie Kaisen gibt es einen Anbau, eine „Scheune“. Dort soll eine „Dokumentation“ errichtet werden und eine „Werkstatt“, so der Senatsbeschluß. Dafür spendierte der Senat 600.000 Mark.

Im Gegenzug kam die SPD einem CDU-Interesse entgegen. Seit Monaten gibt es einen Streit um den neuen Standort der Stadtbibliothek. Die Firma Weser-Wohnbau würde sie gern im alten Postgebäude am Bahnhof haben, die Firma Zechbau würede sie gern in ihrem Projekt Polizeihaus haben, Investoren für das Bahnhofs-Grundstück hätten die Stadtbibliothek gern als zahlungskräftigen sicheren Mieter in den oberen Stockwerken des dort gedachten Bürohauses. Zwar ist die Lösung „Polizeihaus“ etwas teurer als die Alternative des Postamtes 5, auch nicht so schnell zu realisieren, aber dennoch entschied der Senat sich gestern in einem informellen Beschluß für das Angebot von Zechbau. Zechbau realisiert auch einige andere Projekte für die Stadtgemeinde. Die Bibliothek hätte gern eine Adresse in Bahnhofsnähe gehabt; der Senat geht in seiner Begründung davon aus, daß die Stadtbibliothek zwischen Ostertor und Domsheide als „Frequenzbringer“ fungieren soll. K.W.