Kommentar
: Zuviel Wiese

■ Strieders „Park der Luftbrücke“ ist noch zu banal

In den Köpfen der Westberliner steht der Flughafen Tempelhof synonym für die Luftbrücke, den Widerstand gegen die Blockade und die Freiheit der Stadt in Zeiten des Kalten Krieges. Selbst heute, zehn Jahre nach dem Fall dem Mauer, mögen viele von der Nostalgie nicht lassen, obwohl gerade sie es waren, die nichts sehnlicher herbeiwünschten als das Ende des Nadelöhrs durch die Luft. Sie gerieren sich als Ewiggestrige und merken nicht, daß ihre Argumente den Geschäftsinteressen fliegender Manager nur mehr dienlich sind.

Sicher, es ist bequem, inmitten der Stadt abfliegen und mitten in ihr landen zu können. Aber mehr auch ist es nicht. Am wenigsten ist dies stadtverträglich. Mit dem „Konsensbeschluß“ haben der Senat und das Land Brandenburg entschieden, mit dem Ausbau des Flughafen Schönefelds die innerstädtischen Flugplätze 2002 zu schließen. Wer meint, Berlin komme damit ins Hintertreffen gegenüber anderen Metropolen und verspiele wirtschaftliche Chancen, der irrt. Hongkong hat gerade seinen Flughafen weit draußen ins Meer gebaut. München schloß den Flughafen Riem. Und New York ist nicht kollabiert, weil der Airport JFK am Rande der Lagune errichtet wurde.

Die Grundidee des Stadtentwicklungssenators, aus dem Zentralflughafen Tempelhof einen „Park der Luftbrücke“ zu machen, ist deshalb richtig und konsequent. Ein grüner öffentlicher Raum inmitten der dichtbesiedelten Bezirke Neukölln, Kreuzberg und Tempelhof schafft Lebensqualität. Gerade die Neuköllner unter der Einflugschneise können von der kerosinhaltigen Luft und dem Brummen der Propeller ein Lied singen, das nach Klage klingt. Was allerdings beim vorgestellten „Park der Luftbrücke“ zu denken gibt, ist, daß Strieder weniger an einen schönen Park als an die Verwertung von Flughafenflächen für Infotainments denkt. Die platte grüne Wiese, die sein Konzept beinhaltet, ist banal. Darauf fühlen sich höchstens Schafherden wohl, aber keine Menschen, die spielen, sich erholen, knutschen oder in üppiger Vegetation lustwandeln wollen. Aber nur so verdrängt man die Luftbrücke in den Köpfen. Rolf Lautenschläger

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