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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

The Acid House Großbritannien 1998, R: Paul McGuigan, D: Ewen Bremner, Jenny McCrindle

„Der Brite Irvin Welsh hat „Trainspotting“ verfaßt, was ihm zu Recht zu Ruhm und Ehre verholfen hat. Von Welsh stammen aber auch drei Short Storys von zweifelhafter literarischer Qualität, die jetzt angemessen verfilmt wurden - nämlich genauso schlecht. Und weil Welsh jetzt berühmt ist, darf er sogar in den drei pubertären Kurzfilmen, die unter dem Titel „The Acid House“ zusammengekoppelt wurden, völlig überflüssige Rollen spielen.“ (Der Spiegel) Schauburg

Afirma Pereira (Erklärt Pereira) Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni, Daniel Auteuil / italienische Originalfassung ohne Untertitel

„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden. Aus dem berühmten Buch von Antonio Tabucchi ist ein allzu betulicher Film geworden, den jedoch Marcello Mastroianni in seiner vorletzten Rolle mit wärmender Melancholie erfüllt.“ (Der Spiegel) Kino 46

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – brauchen sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Auf die stürmische Art USA 1999, R: Bronwen Hughes, D: Ben Affleck, Sandra Bullock, Maura Tierney

„Der Spießer Ben ist auf dem Weg zu seiner Hochzeit, doch das Flugzeug hat eine Panne. Und während Bens Braut ungeduldig im beschaulichen Savannah wartet, muß der Zukünftige auf seiner Anreise Prüfungen aller Art bestehen: Naturkatastrophen, Männerstrip und vor allem die Bekanntschaft mit der verführerischen Sarah, einer Frau mit frecher Klappe und wundem Herzen. Diese modisch aufgemotzte Screwball-Komödie witzelt mit angezogener Handbremse, doch den Hauptdarstellern Ben Affleck und Sandra Bullock gelingen ein paar funkelnde Momente.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Passage (Del), Ziegelhof-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede)

B

Barneys großes Abenteuer USA 1998, R: Steve Gomer, D: George Hearn

„Ein pinkfarbener Dinosaurier ist schon seit Jahren in den USA der Liebling aller Kinder. Den Barney, ein entfernter Verwandter von Samson aus der Sesamstraße, ist knuddelig und gaanz lieb.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg

C

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) Filmstudio

Croupier Großbritannien/Deutschland 1997, R: Mike Hodges, D: Clive Owen, Kate Hardie

"Ein erfolgloser Autor jobbt im Casino und beobachtet die Leute am Spieltisch – mit Sympathie und Verachtung. Das hysterische Geschehen am Roulette-Filz benutzt er für seinen Roman und kommentiert es ironisch aus dem Off. Eine Technik des Film noir – nur bliebt hier lange offen, wer zu den Verlierern zählt und wer nicht. Dabei überzeugt der Hauptdarsteller Clive Owen in diesem intelligenten Vexierspiel, die Frauenfiguren bleiben eher blaß.“ (Cinema) Cinema

D

Dich kriegen wir auch noch USA/Kanada/Australien, R: David Nutter, D: James Marden, Kathie Holmes

„Wie Robert Rodriguez' „The Faculty“ verknüpft auch David Nutters Thriller Elemente des Teenager-Horror-Kinos mit dem Science-fiction-Genre. Der Film kombiniert gar nicht ungeschickt das alte Horror-Motiv von den Schönen und Eitlen als den wahren Monstern mit dem Sci-fi-Topos von der Fremdbestimmung des Menschen. Dabei scheinen Nutter und der versierte Drehbuchautor Scott Rosenberg mit dem Film, der bereits im letzten Sommer in den USA lief, auf merkwürdige Weise eine dunkle Stimmung unter amerikanischen Teenagern am Ende des Jahrtausends eingefangen zu haben: die Angst vor den allzu Normalen, die Paranoia vor den allzu Korrekten. die einfache, eigentlich sympathische Geschichte von den Underdogs und Andersartigen, die sich zur Wehr setzten gegen saubere, grausame Streber, wirkt heute gesehen, nach dem Massaker von Littleton, bei dem zwei rasende Außenseiter ihre Mitschüler, vor allem Sportler, getötet haben, düster und bedrückend.“ (epd-film) CinemaxX, UFA-Palast

23 Deutschland 1998, R: Hans-Christian Schmid, D: August Diel, Fabian Busch

„Hannover in den 80er Jahren. Karl Koch gehört zu den ersten Computer-Hackern und ist ein Anhänger von Verschwörungstheorien. In seinem Paranoia-Trip „23“ bringt Regisseur Hans-Christian Schmid mit viel Gespür die Zeit der beginnenden globalen Vernetzung auf die Leinwand und entwirft ein gültiges Generationsportrait.“ (tip) Kino 46

E

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio

F

Faust Deutschland 1960, R: Peter Gorski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg

siehe: „Gustaf Gründgens Faust“ Atlantis

Für das Leben eines Freundes USA 1998, R: Joseph Rubens, D: Vince Vaughn, Anne Heche, Joaquin Phoenix

„Für das Leben eines Freundes“ entpuppt sich als eine arme-Leute-Version von „Midnight Express“ ohne dessen Leidenschaft und Engagement. Der Knackpunkt ist das moralische Dilemma in dem Vince Vaughn und David Conrad sich wiederfinden. Zurück von einem idylischen Urlaub in Malaysia erfahren sie, daß ihr Freund Joaquin Phoenix, den sie zurückließen, mit Drogen in seinem Besitz verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Wenn die beiden freiwillig nach Penang zurückkehren und (wahrheitsgemäß) zugeben, daß ein Teil der Drogen ihnen gehörten, würde sein Urteil in eine Gefängnisstrafe umgewandelt werden, allerdings müßten dann auch sie für einige Jahre hinter Gitter. Trotz eines unerwarteten Finales hebt der Film nie wirklich ab.“ (Barry Norman's Film Night) Filmstudio

G

Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter

„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonie wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Der Guru USA 1998, R: Stephen Herek, D: Kelly Preston, Eddie Murphy, Jeff Goldblum

„Nach Riesenerwartungen in den USA gnadenlos gefloppt: Eddie Murphy wandelt als philosophischer Kaftan-Träger und liebe Nervensäge durch einen Teleshopping-Live-Sender, rettet die Quote und bringt den gestreßten Programmchef auf den Pfad der wa(h)ren Werte. Leider will es nicht so recht gelingen, die verhohnepipelte Welt der Waren und Werbespots von den Reißbrett-Filmfiguren zu unterscheiden.“ (tip) CinemaxX, UFA-Filmpalast, UT-Kinocenter

Gustaf Gründgens Faust Deutschland 1960, R: Peter Gosrski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg

„Wer wissen will, woran die neuste Inszenierung des Bremer Theaters sich messen lassen muß, sollte sich diese zwar eher dröge abgefilmte dafür mit Spitzenschauspielern besetzte Theateraufführung des Klassikers antun. Gustaf Gründgens inszenierte diese damals enthusiastisch gefeierte Version des Stückes im Deutschen Schauspielhaus und spielte darin natürlich mit dem Mephisto auch die Rolle seines Lebens. Der Film wirkt heute doch sehr verstaubt, aber das Charisma von Gründgens schimmert immer noch durch.“ (hip) Atlantis

I

Ich weiß immer noch, was Du letzten Sommer getan hast USA 1998, R: Danny Cannon, D: Jennifer Love Hewitt, Freddy Prinze Jr.

„Kein klassisches Genre ist so anfällig für Fortsetzungen wie der Horrorfilm, man denke nur an „Halloween“ und Freddy Krüger. Da man die Leiche des Fischmantel-tragenden Enterhaken-Killers in „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ nie gefunden hat, sind die Alpträume von Julie, der adretten Überlebenden aus Teil I, nicht unbegründet. Aber war schon der ersten Teil alles andere als eine Neuerfindung des Genres, so erleben wir hier die üblichen Morde inklusive Buh-Effekt – schön einer nach dem anderen und zwischendurch auch ziemlich blutig. Ironie sucht man hier genauso vergebens wie dramaturgische Kniffe.“ (Zitty) CinemaxX

Idioten Dänemark 1998, R: Lars von Trier, D: Bodil Jorgensen, Jens Albinus

„Bei Fans von „Breaking the Waves“, die sich mehr von dem Gleichen erhoffen, wird „Idioten“ einen Schock auslösen. Eine Gruppe von jungen Leuten benimmt sich während ihres Urlaubs wie geistig behinderte Patienten. Dies führt zuerst zu drastischen Konfrontationen mit der Außenwelt und dann zu verhängnisvollen inneren Konflikten, nachdem eine tatsächlich verwirrte junge Frau sich der Gruppe anschließt. Ganz und gar originell in Stil und Struktur (dabei streng dem Dogma 95 folgend) und schockierend sowohl in seiner Mißachtung der politisch korrekten Konventionen Behinderten gegenüber, wie auch in der Darstellung von Gruppensex, riecht der Film dann doch zu sehr nach einer Theater-Werkstatt, um wirklich radikal zu provozieren.“ (Sight and Sound) Cinema

I still know what you did last summer USA 1998, R: Danny Cannon, D: Jennifer Love Hewitt, Freddie Prinze, Jr.

Originaltitel und -fassung von „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“. Kurzkritik siehe dort, CinemaxX

J

Jimmy the Kid Deutschland 1997, R: Wolfgang Dickmann, D: Herbert Knaup, Rufus Beck, Christiane Hörbiger

„Aufgedrehte Komödie um drei Gentlemen-Verbrecher. Anhand eines amerikanischen Schmökers wollen die Loser einen erfolgreichen Kidnapping-Fall nachstellen. Doch das Entführungsopfer stellt sich als gewiefte Göre heraus, die mit enormen IQ ihren Gegnern voraus ist. Ihr Schwachpunkt gibt Anlaß für die guten Botschaft des Films: Kinder brauchen Liebe.“ (tip) Schauburg

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) Filmstudio, UT-Kino, Ziegelhof-Kino (Ol)

Lichter aus dem Hintergrund Deutschland 1998, R: Helga Reidemeister

„Bestandsaufnahme mentaler Befindlichkeiten in Teilen des Ost-Berliner Künstlerszene, die auf die einschneidenen Veränderungen nach der Wende mit einer trotzigen Verweigerunghaltung reagieren. Ein einfühlsamer Dokumentarfilm, in dessen Mittelpunkt sensible Künstlerpersönlichkeiten stehen, die den Verlust ihrer Kreativität infolge der gesellschaftlichen Veränderungen beklagen.“ (filmdienst) Kino 46

Lotta zieht um Schweden 1993, R: Johanna Hald, D: Grete Havnesköld, Linn Gloppestad

„Die Adaption von Astrid Lindgrens gleichnamiger Erzählung erzählt weniger eine durchgehende Geschichte als Episoden aus dem Leben der pfiffigen fünfjährigen Göre, die sich irgendwann in den 50er Jahren in einem schwedischen Dorf zwischen September und Ostern ereignen. Die Kleinsten unter den Kinogängern werden in Lottas kleinen Alltagssorgen ihre eigenen wiederfinden und werden weder durch einen hektischen Schnitt noch durch sie überfordernde Problemstellungen belastet.“ (filmdienst) Kino 46

M

Mifune (Dogma 3)Dänemark 1998, R: Soren Kragh-Jacobsen

Der dritte Film nach „Das Fest“ und „Idioten“, der nach dem Dogma einiger dänischer Filmemacher gedreht wurde, ist eindeutig der unterhaltsamste und unangestrengteste. Kragh-Jacobsen muß scheinbar nicht mehr wie Thomas Vinterberg und Lars von Trier etwas beweisen, und so geht er mit den Spielregeln (nur Handkamera, kein künstliches Licht, keine melodramatischen Effekte, keine Filmmusik usw.) sehr spielerisch um, bricht auch manchmal das Dogma souverän. Die Geschichte vom Yuppie, der auf dem elterlichen Bauerhof bei seinem geistig behinderten Bruder das wahre Leben und die Liebe findet, ist witzig, originell und mit viel Mitgefühl erzählt. Als Zugabe gibt es noch ein Orgasmusgebrüll, das Meg Ryan in „Harry & Sally“ dezent und keusch klingen läßt. (hip) Schauburg, Casablanca (Ol)

Die Mumie USA 1999, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz

„Das Remake des Universal-Klassikers „Die Mumie“ von 1932 orientiert sich leider zu sehr am heutigen Abenteuerfilm. Trotz stimungsvoller Horror-Elemente und spektakulärer Spezial-Effekte wird der Film durch nervige komödiantische Einlagen verwässert. Man wird zwar unterhalten, aber nie erschreckt.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

O

Der Onkel vom Mars USA 1999, R: Donald Petrie, D: Jeff Daniels, Christopher Lloyd

„Slapstick um einen notgelandeten Marsbewohner, der das Liebesleben eines Reporters in die richtige Bahnen lenkt. Der Film huldigt zweifach einer schlechten Tradition: aus Sixties-Kultserien mißratene Kinofilme machen und in die Handlung ohne dramaturgische Notwendigkeit (gelungene) Spezialeffekte einzubauen. Hätte man auf die Konstruktion der Geschichte soviel Wert gelegt wie auf den technischen Aspekt, wäre das Ganze vielleicht etwas komischer ausgefallen.“ (tip) UT-Kinocenter, CinemaxX, Passage (Del)

P

Patch Adams USA 1998, R: Tom Shadyac, D: Robin Williams, Monica Potter

„Sage noch einer, nur deutsche Studenten seien zu alt: Robin Williams, 46, Hollywoods wandelndes Helfersyndrom, spielt den Medizinstudenten Patch, der kranken Kindern den Clown macht und seine Professoren zum Narren hält. Aber auch die Zuschauer nimmt der Film offenbar nicht für voll: Einen kauzig-liebenswerten Gutmenschen kann Williams inzwischen auch unter Narkose spielen; seinen Auftritt hier dürften nicht einmal Fans mit Schauspielkunst verwechseln. Das Drehbuch krankt an einer Überdosis Pathos, und Kunstfehler unterlaufen offenbar nicht nur Medizinern (Regie: Tom Shadyac). Eigentlich müßte der ganze Film dringend in die Notaufnahme – wären da nicht die Kostüme: Williams' Hemden sind von so ausgesuchter Scheußlichkeit, daß es eine wahre Freude ist.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry

„Der Gangster Porter wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis - und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Klassikers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung komm allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Mel Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kirstin Scott Thomas

Redord hat ein genaues Gespür dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm - keine Frage - aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht. (hip) Filmstudio

Place Vendôme Frankreich 1998, R: Nicole Garcia, D: Catherine Deneuve, Emmanuelle Seigner, Jean-Pierre Bacri

„Eine notorische Alkoholikerin verläßt nach dem Freitod ihres Mannes das Sanatorium und übernimmt überraschend das Juweliergeschäft an der Place Vendôme, das nur noch durch den Verkauf der letzten hochkarätigen, allerdings gestohlenen Diamanten vor dem Konkurs bewahrt werden könnte. Bald hat sie denn auch alle Feinde im Schlepptau und trifft gute alte Freunde wieder. Der drehbuchlastige und allzu verwickelte dritte Spielfilm Nicole Garcias, der eigentlich ein Krimi sein will, wird von einer hervorragenden Catherine Deneuve getragen. Ihre facettenreiche Charakterstudie einer alternden Frau, die sich zu neuer Selbstständigkeit aufrafft, schlägt auch eine Bresche in die Scheinwelt des mondänen Ambientes.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX

R

Reine Nervensache USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal

„Der New Yorker Mafia-Boß Paul Vitti (Robert DeNiro) hat urplötzlich unerklärliche Hemmungen bei der Ausübung seiner kriminellen Tätigkeit. Durch Zufall gerät er an einen Psychoanalytiker (Billy Crystal), von dem er sich Heilung erwartet. Das Reich der Paten und Goodfellas kollidiert in Harold Rami's Komödie mit dem Stadtneurotiker-System. Aus diesem culture clash zweier geschlossener Gesellschaften entwickelt sich konsequent der allerschönste Wahnwitz. Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann.“ (tip) Gondel, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Ziegelhof-Kino (Ol)

Rugrats – Der Film USA 1998, R: Norton Virgien, Igor Kovalyov

„Im US-Slang nennt man Babys Rugrats. Auch sonst ist dieser Comic ein Phänomen, das nur Amerikaner verstehen. Die „Rugrats“ sind in den USA ein Kinohit. Bereits am ersten Wochenende spielte die Story um eine Sandkasten-Clique, die sich im tiefsten Wald verirrt, 28 Millionen Dolar ein und ließ den Konkurrenten „Schweinchen Babe in der großen Stadt“ in der Versenkung verschwinden. Ganz Amerika ist süchtig nach den Abenteuern einer Handvoll sprechender Babies. Den Rest der Welt wird die Faszination für „Rugrats“ wohl kaum packen. Zu grob sind die Szenen animiert, zu quiekig die Babystimmen, zu aufdringlich die Songeinlagen. Aber vor allem sind die kleinen Racker hierzulande durchs Fernsehen kaum bekannt geworden.“ (Cinema) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall-Kino (Ol)

Rush Hour USA 1998, R: Brett Ratner, D: Jackie Chan, Chris Tucker, Chris Penn

„Jackie Chan als Hongkonger Kripobeamter in Hollywood, der mit einem schwarzen Chaoten-Cop einen Entführungsfall löst. Der Kung-Fu-Artist wartet in der klamaukigen Actionkomödie wie gewohnt mit allerhand akrobatischen Bravournummern auf, für die Komik ist diesmal vor allem sein US-Kollege Chris Tucker zuständig, als großspuriger Maulheld mit einer noch größeren Klappe als Cassius Clay. Dabei ist die ulkige Darstellung der beiden Typen nie diffamierend, sondern zuweilen wirklich witzig, etwa wenn des komische Paar Edwin Starrs Soul-Klassiker „War“ anstimmt, bevor es in die Schlacht tänzelt.“(tip) CinemaxX

S

Sarangio Deutschland 1993, R: Cinzia Bullo / italienische Originalfassung mit Untertiteln

„Sarangio ist ein Dorf am Rande des Lago Maggiore, hinter dem Rücken des Tourismus. Das Dorf hat nur sieben Einwohner. Die Dokumentarfilmerin hat sich viel Zeit für die Filmerzählung genommen. Mit behutsamen Interviews, alten Fotografien und Liedern hat sie die Lebensgeschichten von zwei alten Frauen erschlossen, die in dem Dorf geblieben sind. Durch Kameraführung und Sichtbarmachen von scheinbar Unscheinbarem und Alltagsleben öffnet sie den Blick für eine Lebenswelt hinter dem Rücken der Zeit.“ (Text der Igelstaffel) Kino 46

Schritte der Achtsamkeit Schweiz 1997, R: Thomas Lüchinger

„Der Film dokumentiert die Reise des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh durch Indien, wo er predigt und Übungen zur Selbstbesinnung demonstriert. Der im französischen Exil lebende Vietnamese lehrt eine praktische Methode der Meditation und Bewußtseinserweiterung.“ (tip) Cinema

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. (hip) CinemaxX; Originalfassung ohne Untertitel im Ufa-Palast

Shall We Dance? Japan 1996, R: Masayuki Suo, D: Koji Yakusho, Tamiyo Kurosakari

Die Japaner sind, genau wie wir Deutschen, nicht gerade für ihren Humor bekannt. Aber in den später 80er Jahren entstanden mit dem Nudelepos „Tampopo“ und dem anarchischen „Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ Komödien in Nippon, über die auf der ganzen Welt gelacht werden konnte. In dieser Tradition steht auch „Shall We Dance“, der zudem den Vorteil hat, daß er sich über die in Japan allgemeine Verklemmtheit lustig macht. Shogei Sugiyama ist ein eifriger Büroarbeiter, ein typischer „salaryman“, der seine innere Leere still mit sich herumträgt, bis er abends im beleuchteten Fenster einer Tanzschule eine schöne, geheimnisvolle Fremde sieht. Er schreibt sich dort in einem Anfängerkurs ein, zuerst nur, um der melancholischen Tänzerin nahe zu sein. Aber langsam wird er vom Tanzfieber gepackt, und dieses treibt ihn schließlich dazu, Ruf, Beruf und Familie aufs Spiel zu setzten. Denn der Gesellschaftstanz wird seltsamerweise in Japan als unmoralisch verpönt. Die absurde Diskrepanz zwischen den anrührend keuschen Tänzern und dem Bild, das sich Sugiyamas Mitmenschen von dessen triebhaften Exzessen machen, ist in jeder Szene wieder neu komisch. Liebhaber von amerikanischen Tanzfilmen, die durch wirbelnde Glieder und akrobatische Schrittfolgen verwöhnt sind, werden die tanzenden Japaner vielleicht ein wenig schlicht und harmlos finden. Aber gerade daß sie in all ihrer Leidenschaft so brav und ordentlich bleiben, macht einem die Protagonisten von „Shall We Dance“ so sympathisch. (hip) Schauburg

T

True Crime USA 1999, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Isaiah Washington / Originalfassung ohne Untertitel

Originalfassung und -titel von „Ein wahres Verbrechen“. „Clint Eastwood kann es nicht lassen. Als Regisseur und Hauptdarsteller macht er sich wieder einmal auf, die Überreste des amerikanischen Traums zusammenzukehren. Er spielt den zynischen, saufenden Journalisten Steve Everett, der einen Justizirrtum aufdeckt und einen Mann vor der Hinrichtung bewahrt. Die Ahnungen und das Zaudern des kaputten Schnüfflers werden psychologisch stimmig erzählt. Eastwood hat wie immer solide Arbeit abgeliefert umd mit einem verzeihlichen Schuß Eitelkeit versehen: der Mann wird älter, seine Filmpartnerinnen nicht.“ (Der Spiegel) UFA-Palast

U

Under the Skin Großbritannien 1997, R: Carine Adler, D: Samantha Morton, Rita Tushingham / Originalfassung mit Untertiteln

Der 19jährigen Iris geht der Tod ihrer Mutter so sehr unter die Haut, daß ihr ganzes Leben um sie herum zusammenbricht. Alle Beziehungen, alle Sicherheiten zertrümmert sie selbstzerstörerisch und überschreitet dabei immer öfter die Grenze zum Wahn. Die junge englische Regisseurin Carine Adler zeigt diese Trauerarbeit am Rande des psychischen Abgrunds in einem Kaleidoskop von schnellen, grellen Bildern. Das könnte leicht artifiziell und manieriert wirken, aber zugleich führt sie die Schauspielerinnen so natürlich, daß alles trotz der wirbelnden Bilderfluten extrem authentisch und emotional wirkt. (hip) Kino 46

V

Verlockende Falle USA 1999, R: Jon Amiel, D: Sean Connery, Catherine Zeta-Jones

„Nach seinem Fiasko in „Schirm, Charme und Melone“ variiert Sean Connery die Rolle des schottischen Verbrechers: Er ist der alternde Kunstdieb Robert (“Mac“) MacDougal, der mit der attraktiven Newcomerin Virginia (“Gin“) Baker (schlangenhaft: Catherine Zeta-Jones) den ultimativen Coup plant. Beide spielen mit gezinktem Karten, umgarnen, betrügen und verführen sich, und Connery überspielt souverän den Altersunterschied. Routinier Jon Amiel liefert einen soliden Thriller ohne Überraschungen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol)

Very Bad Things USA 199, R: Peter Berg, D: Jon Favreau, Christian Slater, Cameron Diaz

„Ein paar nette Leute tun ein paar ganz böse Sachen: In dieser rabenschwarzen Mischung aus „Shallow Grave“ und „Blood Simple“ geht es so makaber zu, daß man es manchmal einfach kaum glauben mag. Wen wundert es da noch, daß eines der Spielchen auf der Homepage ein Puzzle mit abgetrennten Körperteilen ist. Dem Schauspieler Peter Berg ist es in seinem Regiedebüt mit viel Witz und noch mehr Mut zu krassen Szenen gelungen, einen fröhlichen Schocker zu servieren. Wenn er im Namen von Liebe und Vernunft so heilige Kühe wie Ehe, Freundschaft und Familie schlachtet, sollte einem eigentlich das Lachen im Halse steckenbleiben. Aber andrer Leute Pech ist hier des Kinogängers Freud. Sensible Naturen seien jedoch gewarnt, da sie sich dabei schlimm verschlucken könnten.“ (Filmecho) CinemaxX

Virus USA 1999, R: John Bruno, D: Jamie Lee Curtis, William Baldwin, Donald Sutherland

„Bei „Virus“ quietscht und kreischt, donnert und dröhnt es hemmungslos aus allen Winkeln des Kinos. Leider ist damit schon alles Lobenswerte erwähnt, und es bleibt nur noch das Entsetzten über diese Billigst-Ausgabe eines Horrorfilms, der als unfaßbarer Matsch aus Elementen von „Screamers, „Octalus“, „Sphere“, „Alien“ und „Runaway“ daherkommt. Schauplatz ist ein russisches Forschungsschiff, auf dem sich ein körperloser Außerirdischer im Computer eingenistet und die gesamte Besatzung abgemurkst hat. Als sieben Schiffbrüchige auf dem verwaisten Schiff Zuflucht suchen, greift das Alien wieder an – mit Hilfe organischer Reste seiner Opfer, die es mit allerlei metallenen Teilen zu mörderischen Robotern zusammengelötet hat. Diese Androiden sehen aus, als wären die motorisch gestörten Brüder des Terminators in einen Kessel mit Gulasch gefallen und reizen somit mehr zum Kichern als zum Zittern.“ (Cinema) CinemaxX, UFA-Palast

W

Warum Bodhi Dharma in den Orient aufbrach Südkorea 1989, R: Yong Kyun Bae, D: Pan-yong Yi

„Geschichten, in denen ein Zen-Meister vorkommt, sind Geschichten mit wirklichen Geheimnissen, erzählt mit der denkbar größten Selbstverständlichkeit. Wiedergeburt und Transformation, ein kleines Dorf in den Bergen Südkoreas, ein Zen-Meister und sein Schüler. „Warum Bodhi Dharma in den Orient aufbrach“ gibt ein Beispiel dafür, daß guten Geschichten immer einen guten Grund zum Reisen abgeben.“ (taz) Cinema

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