USA stoppen explosives Endlager

■ Harsche Kritik der Behörden an Entsorgung flüssigen Atommülls

Berlin (taz) – Beißende Kommentare mußten die Ingenieure für 16 Jahre Arbeit hinnehmen: „Ziemliche Fehlentscheidungen“ seien ihnen unterlaufen, so der Staatssekretär im Atomministerium DoE in der New York Times von gestern. Das Department of Energy war nicht entzückt über den Fortgang eines Projektes zur Konditionierung von flüssigem hochradioaktivem Müll für die Endlagerung. Die Ingenieure wollten nicht wahrnehmen, daß bei ihrer Methode explosives Gas entsteht. Das Projekt ist seit Januar vorläufig gestoppt, was einen herben Rückschlag für die Endlagerforschung in den Staaten darstellt.

Wie jetzt bekannt wurde, sucht die Behörde nun sogar nach einer neuen Firma für die Forschungsarbeiten. Bisher war der Vertragspartner die Westinghouse Government Services. Nach einem Bericht des US-Kongresses wurden 500 Millionen Dollar verschwendet. Die Entwicklung einer Alternative könnte 3,5 Milliarden Dollar kosten und weitere acht Jahre dauern, so der Report unter der Federführung des Kongreßabgeordneten John Dingell.

Grund all der vergeblichen Mühe: Auch die USA besitzen kein einfaches Verfahren, um ihre großen Mengen an flüssigem Atommüll zu entsorgen. Die hochradioaktive Brühe entsteht bei der Herstellung von Atomwaffen oder bei der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus Atomkraftwerken. Viele Verfahren schmelzen die Flüssigkeit in Glasblöcke ein. Die Endlagerforscher hoffen, auf diese Weise die radioaktiven Isotope für Zehntausende Jahre von der Umwelt fernzuhalten.

Die kritisierten Forscher in der Atomfabrik Savannah River Plant versuchten, die am stärksten strahlenden Elemente Cäsium und Strontium aus der Flüssigkeit auszufällen. Dann wäre der restliche Müll einfacher und damit wesentlich billiger zu handhaben. Als Bindemittel verwendeten die Ingenieure Tetraphenylborat. In den Tanks mit der Atombrühe findet sich jedoch auch Kupfer und Palladium. Diese Elemente wiederum reagieren mit dem Bindemittel zu Benzol. Obwohl sie schon 1983 hohe Konzentrationen dieses brennbaren und explosiven Gases bei ihren Versuchen gemessen hatten, ignorierten die Ingenieure ihre im Wortsinn brisanten Ergebnisse. Reiner Metzger