Sag Ja, Slobo! Reci Da!

■ Das Angebot an Milosovic steht. Er braucht nur noch ja zu sagen. Friedenstruppe soll aus Einheiten der Nato und Rußlands bestehen. Gibt es ein geteiltes Kommando? Uno-Resolution soll Basis des Waffenstillstands sein

Bonn (AFP/taz) – Nach zähem Ringen haben sich der Westen und Rußland gestern auf dem Petersberg bei Bonn auf einen gemeinsamen Friedensplan zur Beilegung des Kosovo-Konflikts verständigt. EU-Vermittler Martti Ahtisaari und der russische Sondergesandte Wiktor Tschernomyrdin flogen am Mittag nach Belgrad, um den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic zur Zustimmung zu bewegen.

Die Vermittlungsreise war zweimal überraschend verschoben worden, da es noch letzte Unstimmigkeiten zwischen US-Vizeaußenminister Strobe Talbott und Tschernomyrdin auszuräumen gab. Tschernomyrdin sagte nach dem Abschluß der Bonner Gespräche, innerhalb der geplanten Kosovo-Friedenstruppe solle es getrennte Einheiten der Nato und Rußlands sowie eine geteilte Kommandostruktur geben. Nato-Sprecher Jamie Shea beharrte aber in Brüssel noch auf dem bisherigen Standpunkt der Allianz, es dürfe nur ein Kommando geben, das nach einheitlichen Regeln operiere. „Wir werden nichts unternehmen, was die Aussicht auf eine Teilung erhöhen würde, weder eine scheinbare noch eine tatsächliche Teilung“, sagte Shea.

Die Gespräche mit dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic in Belgrad sollten auf der Grundlage des gemeinsamen Textes erfolgen, auf den sich die beiden Vermittler mit Talbott geeinigt hatten. Michael Steiner, der außenpolitische Berater von Bundeskanzler Gerhard Schröder, bescheinigte den Teilnehmern der Gespräche, sie seien aufeinander zugegangen und hätten in „konstruktivem Geist“ miteinander gesprochen. Tschernomyrdins Berater Valentin Sergejew äußerte nach dem Ende der Petersberger Gespräche die Erwartung, die Luftangriffe der Nato könnten „bald enden“. Die Gespräche hätten „für alle akzeptable“ Ergebnisse gebracht. „Es ist ein wirklicher Fortschritt auf dem Weg zum Frieden zu verzeichnen“, sagte auch der Bonner Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye am Nachmittag vor Journalisten in Bonn.

Strittig war bis zum Schluß die Reihenfolge, in der die Einstellung der Nato-Luftangriffe und der Beginn des Rückzugs der serbischen Einheiten aus dem Kosovo ablaufen sollten. Talbott hatte in der Nacht noch neue Instruktionen von US-Außenministerin Madeleine Albright erhalten. Auch lehnte die Belgrader Führung nach wie vor einen vollständigen Abzug der 40.000 Mann starken Verbände aus dem Kosovo ab. Sie berief sich darauf, daß in den G-8-Forderungen lediglich der Abzug von serbischen Einheiten, nicht jedoch der vollständige Abzug verlangt worden sei. Auch Tschernomyrdin hatte bis vor wenigen Tagen noch verlangt, daß bis zu 20.000 serbische Soldaten im Kosovo bleiben müßten. Inzwischen sei er auf 800 Mann heruntergehandelt worden, schreibt die Washington Post.

19 Nato-Länder und zwölf weitere Partnerländer haben am Mittwoch in Brüssel beschlossen, die internationale Schutztruppe für das Kosovo auf 47.878 Soldaten aufzustocken. Nach Angaben von Nato-Sprecher Jamie Shea soll die Aufstockung der ursprünglich auf 28.000 Soldaten geplanten Truppe überwiegend von Nato-Ländern getragen werden, die Partnerländer sollen etwa zehn Prozent stellen.