470 SchülerInnen streiken in Kreuzberg

■ Wegen der geplanten Umverteilung von Fördermitteln für Kinder nichtdeutscher Herkunftsprache blieben die SchülerInnen der Hunsrück-Schule gestern zu Hause

In der Hunsrück-Grundschule in Kreuzberg sind gestern die Klassen leergeblieben. Bis auf zwei Kids streikten alle 472 SchülerInnen. Der Grund: Die Entscheidung von Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD), Fördermittel für Kinder nichtdeutscher Herkunftsprache im kommenden Schuljahr neu zu verteilen. Alle Schulen können dann Fördermittel beantragen, egal wie viele ausländische Schüler auf der Schule sind. Es werden aber nur 50 zusätzliche Stellen bereitgestellt.

Die Eltern der Hunsrück-Schule gehen davon aus, daß dies „katastrophale“ Auswirkungen auf die Arbeit der Lehrer und die SchülerInnen haben werde. Auf die Hunsrück-Schule gehen über 75 Prozent Kinder nichtdeutscher Herkunftsprache.Durch die zusätzlichen Mittel konnten die Lehrer mit kleineren Gruppen arbeiten. „Wir gehen davon aus, daß drei bis fünf Lehrerstellen wegfallen“, sagt Eltervertreterin Kristin Bergmann-Ostendorf.

„Treten die Umverteilungen in Kraft, so müssen sich die Lehrer auf Klassengrößen von bis zu 30 Kindern mit starken Sprachproblemen einrichten“, schätzt sie. In Kleingruppen und Teilunterricht werde nicht nur die Sprachfähigkeit der Kinder gefördert, sondern auch die soziale Kompetenz. „In unserer Schule haben wir bisher kein Gewaltproblem, weil die Lehrer individuell auf Kinder eingehen können“, sagt sie. Diese „wunderbaren Unterrichtsmethoden“, die den Bedürfnissen der Kreuzberger Schüler angepaßt seien, hätten die Lehrer über Jahre hinweg entwickelt. Die erfolgreiche Arbeit würde durch die Entscheidung der Senatorin mit „einem Schlag zunichte gemacht“, kritisiert Bergmann-Ostendorf. Julia Weidenbach

Heute startet um 18.00 Uhr eine Demonstration der Charlotte-Salomon-Grundschule. Ort: Großbeerenstraße 40. Morgen sammelt der Bezirkselternausschuß um 12.00 Uhr Unterschriften gegen die Kürzungen auf dem Hermannplatz