Gefahr jetzt aus Brandenburg

■ Auch glückliche Hühner verseucht

Auch in Brandenburg ist jetzt belgisches Futtermittel für Hühnchen aufgetaucht. Ein Futtermittelhändler hat sich selbst beim Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Potsdam gemeldet und mitgeteilt, daß er bislang belgisches Futtermittel vertrieben habe.

„Unser Amt hat daraufhin eine Prüfung des Futtermittels vorgenommen“, bestätigte die Referentin Futtermittleüberwachung und Fütterung, Ingrid Höhn, gestern gegenüber der taz. „Aber ich glaube nicht, daß dieser Händler der einzige in Brandenburg ist, der Futter aus belgischer Produktion anbietet“, sagte sie. Welche Dimension der Vertrieb belgischer Futtermittel in Brandenburg hat, konnte sie gestern allerdings nicht ermessen. Das Ministerium gehe bestimmten Hinweisen bereits nach. Die meisten Hühner und Eier, die in Berlin verzehrt werden, stammen aus dem Umland von Berlin. „Ich gehe davon aus, daß es sich bei den Händlern vor allem um kleine Geflügelzüchtungen und Hobbyzüchter handelt“, sagte die Expertin Ingrid Höhn. Das kann für den Verbraucher jedoch paradoxerweise bedeuten, daß er mit dem Kauf eines „gesunden“ Huhns oder Eiern, das nicht in der Massenproduktion hergestellt worden ist, ein Produkt erwirbt, das mit verseuchtem Futtermittel gefüttert worden ist.

Der Händler, der sich von sich aus bei dem Ministerium in Potsdam gemeldet hatte, fand für sein Futtermittel aus Belgien nach Bekanntwerden des Dioxinskandals keine Abnehmer mehr. Der Mann war laut Höhn erst kürzlich bei dem deutschen Skandal von Tiermehl in Futtermittel auf belgisches Futtermittel umgestiegen. „Die Futtermittelhändler werden bei dem extremen Konkurrenzkampf von einem Skandal zum nächsten gejagt“, sagte Höhn. Dennoch warnte ausdrücklich davor, panisch zu reagieren. Das Ministerium in Brandenburg gehe davon aus, daß die Proben, deren Ergebnisse in einer Woche vorliegen werden, negativ ausfallen. Annette Rollmann