Nur Öko-Eier sind unbedenklich

■  Umsätze in Supermärkten gehen zurück. Verbraucherschutz rät von Fertigprodukten mit Hühnchen und Eierlikör ab. Käufer sollen auf den Genußtauglichkeitsstempel achten

Der Skandal um das dioxinverseuchte Futtermittel wirkt sich deutlich auf das Kaufverhalten aus. Gernot Bazin vom Berliner Einzelhandelsverband sagte gestern: „Der Umsätze sind mit Sicherheit zurückgegangen.“ Überall würden Kunden kritischer nachfragen. Die Einzelhandelskette Edeka spürt nach Angaben ihres Geschäftsführers Henning Schmidt eine „leichte Zurückhaltung“ bei ihren Kunden. „Die wird jedoch jeden Tag größer.“

So forderte gestern auch die von den Grünen nominierte Kandidatin für die EU-Kommission, Michaele Schreyer, einen stärkeren Gesundheits- und Verbraucherschutz in der EU. „Unsere Forderungen im Europaparlament über eine ökologische Landwirtschaft sind doch keine grüne Spinnerei.“

Die belgischen Zahlen, die gestern vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz veröffentlicht wurden, sprechen nicht für ein Spinnerei, sondern für einen handfesten Skandal: „Ein in Belgien untersuchtes Ei hatte die tausendfache Belastung eines normalen aufgewiesen“, sagte gestern der Sprecher des Bundesinstituts, Thomas Schlicht. Normalerweise hätte ein nicht belastetes Ei eine Konzentration zwischen einem und fünf Picogramm. Laut den vorliegenden Meßergebnissen der verseuchten Produkte aus Belgien wurden18 verschiedene Dioxine und Furane in den belgischen Eiern gefunden. Schlicht: „Solche Eier sind Dioxinbomben.“

Alle Bemühungen der letzten zehn Jahre, die Dioxinwerte zu senken, seien nach dem Verzehr eines so hoch belasteten Eis völlig zunichte gemacht. Obwohl diese Werte nicht tolerabel seien, könnten man von diesen Konzentration aber keinen Krebs bekommen – auch wenn man über Wochen hinweg jeden Tag hoch belastete Eier zum Frühstück gegessen habe. Normalerweise nehme ein Mensch in Deutschland pro Kilogramm Körpergewicht und Tag allerdings nur 0,7 Picogramm Dioxin auf.

Auch wenn in Brandenburg nun mittlerweile Futtermittel aus Belgien aufgetaucht sind, rät die Berliner Verbraucherzentrale nicht ausdrücklich davon ab, Hühner und Eier aus Brandenburg zu kaufen. „Allerdings steht man nur bei ökologisch wirtschaftenden Betrieben als Verbraucher gänzlich auf der sicheren Seite, da diese Betriebe bei Zusammensetzung- und Herkunft des Futters sehr strenge Kontrollen vornehmen“, sagte Christoph Römer, Ernährungsreferent der Verbraucherzentrale und empfiehlt ökologisch wirtschaftende Marken wie Bioland, Demeter und Gär und Markenprogramme wie Neuland oder Produkte mit einem Qualitätssiegel, wie pro agro geprüft.

„Produkte unbekannter Herkunft sollte man im Moment lieber nicht essen“, sagte Römer und riet auch von Fertigmenüs mit Hühnchen ab. Ferner sei unklar, wie sich die Dioxinskandal bei Folgeprodukten wie Mayonnaise und Eierlikör widerspiegeln würde. „Allerdings ist die Konzentration in diesen Fertigprodukten wahrscheinlich nicht mehr sehr hoch“, schätzt Römer ein.

Der Ernährungsreferent der Verbraucherzentrale rät ferner die Herkunft auf allen abgepackten Hühnern anhand des Genußtauglichkeitsstempels zu prüfen. D steht für Deutschland, B für Belgien. Bei Eiern könnte man die Herkunft anhand der Packstellennummer PN erkennen. Die erste Ziffer verweise auf das Land. Belgien hat die 1, Deutschland die 2. Die nächsten zwei Zahlen benennen das Bundesland. Berlin ist durch die Ziffern 03 ausgewiesen, Brandenburg durch die Zahl 12. Erst die dritte Ziffer, die durch eine Gedankenstrich von den übrigen abgetrennt ist, kennzeichnet den Herkunftshof. Annette Rollmann