Hey Kids, rauchen ist blöd, ey!

■ ... mit Freunden zusammen Musik machen ist doch viel schöner! Diese saubere Botschaft bringt das ZDF ab heute an die Kleinen

Die Banalisierung könnte man nicht schöner auf den Punkt bringen: „Musik kann man auch machen, ohne zu kiffen“, freut sich der ZDF-Redakteur Heribert Beigel über das Konzept seiner neuen Kinderserie.

Kobold Tobi und seine tierischen Freunde in „Tobi und die Stadtparkkids“ sind Klappmaulhandpuppen, die in einem echten Park „abhängen“ bzw. ganz vorbildlich ihre Kreativität als Band ausleben und dabei mancher Verführung durch Drogen widerstehen. Schwierige Alltagssituationen meistern sie immer als Freunde.

Ihre eigentliche und indirekte Mission ist jedoch die Suchtprävention im Grundschulalter. Denn die erste Zigarette, zum Beispiel, paffen die „Kids“ laut Statistik schon mit elf. Die Deutsche Lungenstiftung wollte deswegen ursprünglich Antiraucher-Mitmachsongs bei der Firma Kobold Film in Auftrag geben.

Weil Songs allein jedoch nicht den gewünschten Effekt erzielt hätten, bettete man dort die aufklärerischen Lieder in Kurzfilme ein, gewann die Deutsche Krebshilfe und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als Geldgeber und brachte die Stadtparkkids dann beim ZDF unter.

Das ist zwar nicht ganz so platt, wie die „Keine Macht den Drogen“-Kampagne. Das Strickmuster ist dennoch reichlich simpel: In jeder Folge verführt der böse Matze Marder einen der fünf Frotteefreunde zu Dummheiten: Bei Liebeskummer hilft Alkohol, bei Traurigkeit 'ne Kippe. Und Fernsehen ist spannender als das wahre Leben. Zum Glück siegt aber jedesmal die Freundschaft und jeder Fehltritt wird in einem schlauen Song verarbeitet.

Interessant daran ist vor allem, was hier mal wieder mit Pop gemacht wird: Die Sängerin Kiki ist ein gepierctes Eichhörnchen, ihre Freundin Melanie ein Hase mit Dreadlocks, Moppel, der schüchteren Maulwurf, steht auf HipHop, und Ecki Elster schwört – „voll krass, ey“ – auf Rap.

Und weil die Stadtparkkids natürlich auch kein „mediengesteuertes Retorten-Projekt“ à la Backstreet Boys sein dürfen, sondern statt dessen „handgemacht, frisch, vital, gefühlvoll und ehrlich“ klingen sollen (Pressetext), hat man für den Titelsong dementsprechend die pubertierende Popperband Echt (nomen est omen) gewonnen. Mit einer Gegenkultur, die von der letzten Trübung jeglicher Kritik reingewaschen und aprilfrisch daherkommt, wollen die vereinigten Pädagogen in die Kinderzimmer von Drittklässlern vordringen.

Ob die Zielgruppe der vorgegaukelten Harmlosvariante von „kidscredebility“ aber auf den Leim geht, ist zum Glück fraglich. Denn so blöd sind deutsche Grundschüler trotz allen Fernsehkonsums hoffentlich noch nicht. Außerdem: Die Musik ist nicht schuld, hey. Ania Mauruschat

„Tobi und die Stadtparkkids“ ab heute samstags 8.35 Uhr, ZDF