Kosovo-Flüchtlinge mißtrauen serbischen Grenzern

■ Die Rückkehr der Vertriebenen hängt davon ab, wer für den Zoll zuständig sein wird

An der Grenzübergangsstelle in Jezhince in Makedonien harren OSZE-Beobachter aus. Sie blikken auf die andere Seite, wo manchmal serbische Polizisten zu sehen sind. Vertriebene kommen hier schon seit einiger Zeit nicht mehr an.

In den Häusern des Dorfes Rogotica, das nur wenige Meter hinter dem Grenzübergang im Kosovo liegt, hat sich serbisches Militär eingegraben. Auch Panzer wurden in den Gehöften dort versteckt, Artillerie, Flugabwehr.

Mit dem Friedensabkommen müß das serbische Militär aus seinen Stellungen abziehen. Dies ist schon verhandelt; zuerst ist die Flugabwehr dran, dann die Panzer. Dies könnte bis Ende der Woche geschehen sein. Noch unklar und damit Gegenstand der Verhandlungen in der makedonischen Grenzstadt Kumonovo aber ist, ob auch die Polizisten und jugoslawischen Zöllner an der Grenze nach dem Abzug der serbischen Truppen bleiben dürfen.

„Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagt Mehmed L., dessen Haus nahe an der Grenze steht. Schon Mitte März wurde er aus dem Dorf vertrieben, jetzt beobachtet er die Aktivitäten der serbischen Soldaten von albanischem Gebiet aus. „Wir kennen alle Polizisten, wir wissen, wer was gemacht hat, viele von denen haben gestohlen, manche haben auch Leute umgebracht.“ Sollten diese Polizisten weiterhin das Recht haben, die Grenze zu bewachen, könnte die Dorfbevölkerung nicht zurückkehren.

„Das Kosovo wird aber weiterhin zu Jugoslawien gehören“, so der OSZE-Beobachter Christer Jonnson. Um das Problem zu lösen, sollte die internationale Gemeinschaft erst einmal alle Polizisten abziehen und später durch unbelastete Polizeikräfte ersetzen, fügt ein Kollege hinzu. Dagegen sträubt sich die serbische Seite.

Über Sprechfunk werden wir über den Verhandlungsstand in Kumanovo informiert. Die Serben hätten nun die Forderung erhoben, den gesamten Abzug auf 14 Tage zu strecken, erfahren wir.

Für Muhammed K., der ebenfalls aus dem Dorf jenseits der Grenze stammt, bestätigt diese Nachricht nur die unter den Kosovo-Albanern gängige Ansicht, daß Miloevic alles daran setzen wird, die Umsetzung des Belgrader Friedensplans zu verzögern. Er blickt auf sein Haus, in dem jetzt serbische Soldaten sitzen, das aber noch nicht zerstört ist. „Hoffentlich zünden sie die Häuser nicht nach dem Abzug noch an. Die Haustiere, die Kühe und Schafe, haben sie in den letzten Tagen zusammengetrieben und getötet.“

Die Häuser seien auf jeden Fall vermint. Dies habe ein desertierter serbischer Soldat Mitgliedern der UÇK gestanden, die ihn in Makedonien befragen konnten.

„Die Serben müssen Garantien für einen unbehelligten Abzug bekommen“, fordert dagegen Dragan P., der sich als makedonischer Serbe definiert und in einem der Nachbardörfer wohnt. Am Samstag seien drei gepanzerte Transporter der jugoslawischen Armee im kaum zehn Kilometer entfernten Dorf Dogana in einen Hinterhalt der UÇK geraten. Über zwanzig serbische Soldaten seien dabei getötet worden. Das sei nicht der einzige solche Vorfall. „Die Serben fürchten, daß die abziehenden Truppen in Hinterhalte der UÇK geraten.“ Aus Tetovo Erich Rathfelder