Vor allem die Aktiven gingen

■ Die Partei, der Krieg, die Linke: Eine Bilanz des Mitgliederschwunds in der Grün-Alternativen Liste

Insgesamt hat die GAL von den rund 1480 Mitgliedern, die sie vor dem 24. März hatte, bis jetzt 98 verloren – das entspricht 6,6 Prozent. Eingetreten sind im selben Zeitraum 40 Personen. Damit ist die Hamburger Verlustrate dreimal so hoch wie die bundesweite: Bündnis 90/Die Grünen verloren im selben Zeitraum 1100 ihrer rund 52.000 Mitglieder (2,1 Prozent), 750 kamen neu dazu.

Spitzenreiter unter den abtrünnigen Bezirken ist prozentual gesehen Bergedorf: Hier gingen 11,1 Prozent der 63 GALierInnen. Gleichzeitig wurde kein einziger Eintritt verzeichnet. Ähnliche Auswirkungen sind in Wandsbek zu verzeichnen. Dort gaben 21 der 197 Mitglieder (10,7 Prozent) ihre Parteibücher zurück, drei Personen traten der GAL bei. Der größte Kreisverband, Eimsbüttel (348 Mitglieder vor dem Beginn des Jugoslawien-Krieges), hatte mit 30 Personen quantitativ die meisten DissidentInnen, was aber nur 8,6 Prozent entspricht. Gleichzeitig traten neun Menschen ein.

Im Bezirk Nord gingen 15 von 273 Mitgliedern (5,5 Prozent), zehn kamen dazu. Die Fluktuation – insbesondere die der Austritte – liegt hier fünfmal so hoch wie im Vergleichszeitraum der Vorjahre. Um vier Prozent bewegen sich schließlich die Verluste für die GAL in den Bezirken Altona (14 von 325), Mitte (acht von 200) und Harburg (drei von 83).

Mitte ist der einzige Bezirk, in dem sich Aus- und Eintritte die Waage halten, in allen anderen Kreisverbänden gibt es mehr Verluste als Gewinne. Prozentual halten die sich zwar auch in Grenzen. Aber: Es waren vor allem die aktiven Mitglieder, für die mit dem Parteitagsvotum in Bielefeld am Himmelfahrtstag die Grenze überschritten war.

Am gravierendsten ist die Spaltung bei den Bezirksabgeordneten: Von den insgesamt 55 GAL-Abgeordneten in Bezirksversammlungen und Ortsausschüssen traten 16, also nahezu jedeR Dritte (29,1 Prozent) aus der Partei aus. Zwölf bilden in den Bezirksversammlungen Bergedorf, Nord, Mitte und Altona neue Regenbogen-Fraktionen, drei bleiben als Parteilose den GAL-Fraktionen erhalten (Mitte, Eimsbüttel und Harburg). Eine Abgeordnete legte ihr Mandat nieder und machte so einem Nachrücker Platz, ein ohnehin parteiloser Volksvertreter wechselte zum Regenbogen. Damit beträgt der absolute Sitzverlust für die GAL in den Bezirken 23,2 Prozent.

Das entspricht ungefähr dem Schwund in der Hamburgischen Bürgerschaft. Dort verlor die GAL fünf von 21 AbgeordnetInnen oder 23,8 Prozent ihrer Sitze.

Heike Dierbach