SPD-Wähler für Große Koalition

■ In Gröpelingen legte die SPD 12 Prozent zu. Aber wollen die WählerInnen wirklich eine Große Koalition? Eine taz-Umfrage

Traditionsgemäß wählt man in der Arbeiterhochburg Gröpelingen die SPD. Jetzt haben die Sozialdemokraten hier noch einmal satte 12 Prozent draufgelegt. Insgesamt erhielten sie 58 Prozent. Absolut sind das 6.778 Stimmen, gegenüber 3.215 für die CDU. Eine ganze Menge. Aber was hat jeden zweiten Gröpelinger Wähler – allen voran die Frauen, bewegt? Wollten sie die Große Koalition, wie von Bürgermeister Henning Scherf angekündigt – oder hätten sie die SPD doch lieber alleine am Ruder gesehen? Die taz fragte nach.

„Es hat sich hier doch einiges getan,“ sagt Renate Otto und blickt dabei über die umgestaltete Gröpelinger Heerstraße. Fahrradwege. Bushaltestelle. Die Mittvierzigerin ist zufrieden. Auch Käthe Lange würde einen erneuten Pakt zwischen SPD und CDU in Bremen begrüßen. „Hier wird nicht gegeneinander, sondern miteinander gearbeitet.“ Das findet sie gut. Mit ihrer Ansicht steht die Rentnerin nicht alleine da.

Nur „zähneknirschend“, sagt eine Frau, hätte sie die SPD gewählt, aber auf die Große Koalition gehofft. Eine Alternative zur SPD gab es für die Vierzigjährige nicht: Die Grünen seien unglaubwürdig geworden, hätten „sich selbst in die Nesseln gesetzt“. Aber die SPD alleine regieren lassen? Viele jüngere WählerInnen sind kritisch: „Da fehlt das Korrektiv“. Das aber fehlt Uwe Johannsen bei einer SPD-CDU Regierung dann in der Opposition: „Mit nur zehn Leuten ist Oppositionsarbeit überhaupt nicht möglich“.

Den Erfolg der SPD in Gröpelingen erklärt sich Thorsten Meyer mit dem Mißerfolg der AfB. „Hier hat sich die SPD die Stimmen wiedergeholt, die sie vor Jahren verloren hat“, ist er überzeugt. Diese verlor elf Prozent. Fast genauso viel, wie die Soziademokraten hinzugewonnen haben.

Streitfall Scherf. Viele Gröpelinger setzten auf den Bürgermeister. „Der macht das schon“, heißt es häufig. Und: „Seine Versprechen hat er immer gehalten“. Nur Renate Otto beklagt sich: „Scherf - der Weichspüler“. Ihr fehlt es an richtigen Themen in der Politik. „Entscheidende Dinge, wie die Ausländerproblematik und innere Sicherheit, müssen noch passieren“.

Aber: „Warum haben so erschreckend wenig Leute gewählt“, fragt Uwe Johannsen. Ihn wurmt es, daß gerade mal 52 Prozent in Gröpelingen zur Wahlurne gegangen sind. Einige sagen, sie hätten nicht gewählt, weil die angetretenen Parteien kaum Alternativen bieten würden. Anderen war es schlicht egal: „Was die da machen, können die kleinen Bürger sowieso nicht ändern“, heißt es oft. Uwe Johannsen dagegen vermutet: „Vielleicht hat auch mancher gedacht, es läuft so gut. Da brauchen wir sowieso nicht wählen gehen“.

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