Plakate gegen den Krieg
: Protest wird sichtbar

■ Gewerkschaftsaufruf hängt nun doch ab morgen in U- und S-Bahnhöfen

Als die Gewerkschafter Anfang Mai Antikriegsplakate in den U- und S-Bahnhöfen aufhängen wollten, sprach sich die BVG gegen „emotionalisierende Werbung“ aus. Dann gab es keine freie Kapazitäten, und wenn nun ab morgen zwei Wochen lang über die ganze Stadt verteilt Aufrufe zum Stopp der Nato-Angriffe in Jugoslawien hängen, sind die Bombardierungen vielleicht und hoffentlich schon vorbei.

Die Organisatoren vom Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Berlin wissen um die Diskrepanz zur Aktualität. „Wenn die Bombardierungen aufhören, hat der Aufruf seine Aktualität verloren“, sagt Benno Hopmann vom Arbeitskreis Internationalismus. Doch würden sie den Text ändern, müßten sie das Einverständnis der 10.000 Gewerkschafter einholen, die den Aufruf bis Anfang Mai bundesweit unterzeichnet haben. In Berlin waren es etwa 200.

Für die Initiatoren ist entscheidend, ihren Standpunkt publik zu machen. „Ab Mittwoch findet nun endlich auch in diesem öffentlichen Raum der bedeutende Teil der Bevölkerung eine sichtbare Stimme, der die aktuell praktizierte und weiter geplante Militarisierung der Außenpolitk ablehnt“, heißt es in einer Erklärung des Arbeitskreises Internationalismus.

Doch der Wermutstropfen bleibt: „Ein trauriger Erfolg der letztlich vom Senat zu verantwortenden Politik in dieser Frage ist es allerdings, daß unserere Argumente dort, wo sie bereits Anfang Mai plaziert werden sollten, erst zu einem Zeitpunkt studiert werden können, in dem der Krieg wahrscheinlich beendet sein wird.“

Aktuell oder nicht, die Argumente des Aufrufs hätten nichts von ihrer Richtigkeit verloren, betont Benno Hopmann. Die Gewerkschafter fordern darin den sofortigen Stopp der Bombardements, das sofortige Ende von Verfolgung und Vertreibung der Menschen im Kosovo, eine Konfliktregulierung unter Regie der Vereinten Nationen und eine wirksame Soforthilfe für Flüchtlinge aus dem Kosovo. B. Bollwahn de Paez Casanova