Das Portrait
: Action-Jackson

■ Sir Michael Jackson

Er könnte das Vorbild für einen Generalleutnant in einem klischee-beladenen Hollywood-Kriegsfilm sein: Sir Michael Jackson, Nato-Kommandant der Kosovo-Friedenstruppe, ist schlaksig und jähzornig, hat eine dröhnende Stimme und lebt asketisch. In seinem spärlich eingerichteten Büro schläft er in einem Armeeschlafsack auf einem Feldbett neben seinem Schreibtisch. Manchmal genehmigt er sich einen Whisky.

Der „sackäugige Soldat“, wie ihn die britische Presse wegen seiner faltigen Augenpartie nennt, ist seit Februar in Makedonien stationiert. Es ist zu erwarten, daß er auch Kommandant der Nato-Friedenstruppe im Kosovo wird, wenn die Verhandlungen erfolgreich sind – oder er wird er die Invasionstruppen kommandieren. Er sei für das jugoslawische Militär annehmbarer als andere Nato-Kommandeure, glaubt die Nato-Führung, weil aufgrund seiner Stationierung in Makedonien kein „serbisches Blut an seinen Händen klebt“. Dafür aber irisches Blut: Der 55jährige Jackson war 1972 Adjutant des Feldwebels Derek Wilford, der die britische Fallschirmjägereinheit in Derry befehligte, die damals am „Bloody Sunday“ 14 unbewaffnete Demonstranten ermordet hat.

Der Einsatz damals sei „völlig ungeplant und ungewollt“ gewesen, sagte er vor kurzem in Skopje. Die Verschwörungstheorien um den Blutsonntag hätten keine Grundlage. Eine Untersuchung der irischen Regierung hat freilich im vorigen Jahr das Gegenteil ergeben.

„Hätte sich die jugoslawische Armee so benommen wie die britische Armee in Nordirland“, behauptet Jackson dennoch, „dann hätte es keinen Krieg gegeben.“

Jackson, dessen Vorbild der Herzog von Wellington ist, trat mit 19 in die Armee ein. 1970 kam er zu den Fallschirmjägern, deren Kommandant er von 1984 bis 1986 war. Später wurde er Major der Infanteriebrigade in Berlin und Kommandant der 3. britischen Division. 1995 befehligte er die Ifor-Division in Bosnien, danach übernahm er die Schnelle Europäische Eingreiftruppe der Nato. Jackson, den seine Soldaten wegen seiner Wutausbrüche „Darth Vader“ nach der Figur im „Krieg der Sterne“ nennen, hat sich seit seinen sechs Einsätzen in Nordirland eine Konflikttheorie zurechtgelegt: Wo immer der Anteil von Minderheiten eine zweistellige Prozentzahl erreiche, gebe es Probleme. Sind es dagegen unter zehn Prozent, dann gesteht man ihnen normalerweise gleiche Rechte und Möglichkeiten zu. Ralf Sotscheck