Initiative droht Mieterhöhung

■  Selbstverwaltetes Infrastruktur Projekt in Friedrichshain fürchtet um seine Existenz

In der Mitte des Geländes steht ein Kran – einige Jugendliche sitzen im Führerhäuschen: Kranschulung bei Fips, dem „Friedrichshainer Infrastruktur Projekt in Selbstverwaltung“. Lehrer der Jugendlichen ist Nicolas Schnur, der Fips 1992 zusammen mit Andreas Baier gründete. Auf dem 6.200 Quadratmeter großen Grundstück am Markgrafendamm stehen den Jugendlichen außerdem Metall-, Holz- und Kfz-Werkstätten zur Verfügung. Einige Jugendliche nutzen sie, um Geldstrafen abzuarbeiten – Fips ist anerkannter Beschäftigungsgeber für die Straftilgung. Für andere ist die Arbeit ein Wiedereinstieg in den Beruf.

„Wir schaffen die räumlichen Möglichkeiten und die Produktionsmittel, kreative Ideen haben die Leute dann selbst“, so beschreibt Andreas Baier die Projektgrundidee. „Mit nichts außer Material und Engagement haben wir es geschafft, daß sich Leute selbständig gemacht und Arbeitsplätze geschaffen haben.“ Auf dem Hof sind derzeit sieben Firmen niedergelassen, unter anderem der „1-2-3 Bühnenverleih“. Dessen Inhaber Manfred Kluck erklärt, wie wichtig die Starthilfe für ihn war:„Fips hat mir eine günstige Miete angeboten und das Material gestellt, das ich benötigte.“

Doch nun sieht der Verein die eigene Arbeit gefährdet: Zum 30. Juni läuft der Mietvertrag für das Grundstück mit dem Bezirksamt Friedrichshain aus. Ursprünglich hatte Fips das Grundstück von der Treuhand gemietet. Damals hätten sie 5.750 Mark Monatsmiete gezahlt, sagt Schnur. Aber seit 1996 das Bezirksamt das Gelände übernahm und Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu (SPD) zuständig ist, gebe es Konflikte: Der Bürgermeister will die Miete erhöhen. Für die gewerblichen Flächen sollen pro Quadratmeter 4, für gemeinnützige 2,20 Mark gezahlt werden. Insgesamt würde sich die Miete auf 20.000 erhöhen, schätzt Schnur. Fips und die Betriebe auf dem Gelände halten die Forderung für ungerechtfertigt. „100 Meter weiter bietet man mir Flächen für 1,50 Mark auf dem ehemaligen Rundfunkgelände an – da kann bei dem Vorschlag von Bürgermeister Mendiburu etwas nicht stimmen“, ärgert sich Kluck. Mendiburu hingegen behauptet: „Das sind die hier üblichen Grundstückpreise, die gehen bis 6,50 Mark. Wir sind Fips schon entgegengekommen.“

Für Fips steht fest, daß eine so hohe Miete das Ende bedeuten würde – auch für die 35 selbstgeschaffenen Arbeitsplätze, die Kulturarbeit und die Betreuung von Jugendlichen. Die Beweggründe des Bürgermeisters sind Baier schleierhaft: „Wir machen genau das, was viele Politiker fordern. Jeder müßte eigentlich froh sein, daß Leute hier selbständig Arbeitsplätze schaffen.“

Sollte zum 30. Juni der Mietvertrag tatsächlich gekündigt werden, will man eben ein Plakat aufhängen – „Besetzt“. Dazu wird es aber wohl vorerst nicht kommen: Mendiburu läßt wissen, daß er gerne bereit sei, die Frist bis zum 31. Juli zu verschieben – eine allerdings sehr kurze Perspektive für die Arbeit von Fips. Julia Weidenbach