Megawati liegt vorn

■ Nach den Wahlen in Indonesien zeichnet sich ein deutlicher Sieg der Opposition ab

Jakarta/Dili (AP/rtr) – Nach ersten Ergebnissen der Parlamentswahl in Indonesien lag gestern die Demokratische Partei der Oppositionspolitikerin Megawati Sukarnoputri in Führung. Das teilte die nationale Wahlkommission mit. Mit weitem Abstand folgte die islamische Partei der Nationalen Erweckung. Die Golkar-Partei des Präsidenten B. J. Habibie fiel auf Rang drei zurück. Das Zwischenergebnis beruht allerdings nur auf der Auszählung von einem Prozent der Stimmen. Das Endergebnis der ersten freien Wahl seit 44 Jahren wird frühestens am 21. Juni erwartet.

Nach Angaben der Wahlkommission könnte die Partei Megawatis in der Hauptstadt Jakarta auf mehr als 50 Prozent kommen. In den ländlichen Gebieten wurden indes mehr Stimmen für islamische Parteien erwartet. Megawati ist die Tochter von Sukarno, dem Staatsgründer und ersten Regierungschef nach der Unabhängigkeit Indonesiens von den Niederlanden 1949. Das schlechte Abschneiden der Regierungspartei von Präsident Habibie war nach der jahrzehntelangen autokratischen Herrschaft des im vergangenen Jahr gestürzten Staatschefs Suharto erwartet worden.

Internationale Wahlbeobachter wie der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter berichteten, die Wahl sei fair abgelaufen. Nur wenige Fälle von Unregelmäßigkeiten und Gewalt seien bekanntgeworden. Staats- und Regierungschefs von Nachbarländern Indonesiens lobten den friedlichen Ablauf der Wahl. Der japanische Ministerpräsident Keizo Obuchi sagte, er hoffe, daß Indonesien auf dem Kurs der Demokratie bleibe. Eine „wahre Feier der Demokratie“ nannte der australische Ministerpräsident John Howard die hohe Wahlbeteiligung von 96 Prozent. Der Außenminister Neuseelands, Don McKinnon, meinte, die Wahl habe auch gute Auswirkungen auf die für den 8. August geplante Volksabstimmung in Ost-Timor über Unabhängigkeit oder Autonomie innerhalb Indonesiens.

In Ost-Timor gingen einem Oppositionspolitiker zufolge die Menschen nur aus Angst zu den Wahlurnen. Die Leute seien eingeschüchtert worden, so daß es ihnen sicherer erschienen sei, wählen zu gehen, erklärte gestern Leandro Isaac. Auch anderen Berichten zufolge sollen proindonesische Bürgerwehren die Wähler in Ost-Timor zur Wahlteilnahme genötigt haben, weil eine geringe Wahlbeteiligung als Ablehnung der indonesischen Herrschaft hätte gewertet werden können.