■ Cash & Crash
: Grüne Aktien Mangelware

Nürnberg (taz) – Hohe Einkommen, satte Erbschaften – aber wohin mit dem Geld, wenn das Gewissen der Rendite nicht im Wege stehen soll? Haben ruchlose Berater nach Zahnärzten und anderen Großverdienern jetzt schon die „grün gesinnten Gutmenschen als naive Kleinanleger entdeckt“, wie man beim Bundesverband Finanzdienstleistungen vermutet ?

Wer von grünen Kursraketen am Aktienhimmel träumt, sieht in der Tat meistens schwarz. In Deutschland, so Max Deml vom Wiener Börsenbrief Öko-Invest, gibt es rund drei Dutzend Unternehmen, die für ein Öko-Investment überhaupt in Frage kommen, davon seien nur fünf oder sechs am Markt etabliert. In Demls Natur-Aktien-Index NAX, den die taz monatlich veröffentlicht, fanden nur die Textilfirma Kunert und das Recycling-Unternehmen Sero Aufnahme. Just bei Sero standen aber Ende letzten Jahres die Staatsanwälte vor der Tür – Verdacht auf Bilanzmanipulation und künstlich aufgeblähte Umsätze. Der Kurs der Sero-Aktie stürzte ab.

Nach kräftigen Kurssprüngen zu Beginn mußten aber auch neue Aktien von Unternehmen, die in Sonnen- und Windenergie investieren, Federn lassen. Anteilscheine der Solon AG haben seit Anfang 1999 rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, die Aktien der Plambeck AG rund ein Viertel. Um der grünen Tristesse an den deutschen Börsen zu entkommen, müssen ökologisch orientierte Anleger über die Grenzen blicken.

Einen traumhaften Aufstieg um mehr als 2.000 Prozent in den vergangenen Jahren erlebte die norwegische Tomra AG, ein Hersteller von Maschinen für die Rücknahme von Getränkeflaschen und -kisten. Weitere Stars auf dem internationalen Öko-Parkett sind NEG Micon, ein dänischer Hersteller von Windenergieanlagen, Timberland, der amerikanische Spezialist für Outdoor-Kleidung, die österreichische Mayr-Meinhof Karton oder die kanadische Ballard Power Systems, die eine schadstofffreie Brennstoffzelle für Autos und Busse entwickelt.

Doch nicht nur ökologisch, sondern auch ethisch einwandfrei ist eine gute Rendite oft nicht zu haben: Da sich Rüstungsproduzent Daimler aber an Ballard beteiligte, stiegen die Fondsmanager des Investmentfonds Ökovision der Frankfurter Ökobank aus.

Dennoch wächst die Zahl der Anleger, denen ihr gutes Gewissen ein paar Mark wert ist, beobachtet Jutta Gelbrich von der Ökobank. Die Förderung von ökologischen und sozialen Projekten durch Direktbeteiligungen und geschlossene Fonds werde immer beliebter. Der tägliche hektische Blick auf die Kursentwicklung hat bei dieser Anlage ein Ende. Horst Peter Wickel