Heuchelei ums Geld

■ Die „University Players“ spielen Edward Albees „Everything in the Garden“

„Money“ ist ein zentrales Wort in Edward Albees Tragikomödie aus dem Jahr 1967. Albees Welt ist ein Mikrokosmos im beschaulichen Reich amerikanischer Nachbarschaft. Im gut gepflegten Garten eines wohlsituierten Pärchens bohrt Albee, der große Meister der Entlarvung, so lange im feinen Riß der Idylle, bis die Fassade bröckelt.

Jenny und Richard haben ein Haus, einen Garten, einen Sohn und nette Nachbarn, sind also bestens etabliert. Doch alles ist auf Pump und das fehlende Geld entwickelt sich zum ständigen Streitthema. Erst als eine mysteriöse Engländerin aufkreuzt, mit Geldbündeln winkt und Jenny schließlich in die Prostitution lockt, kommt echte Dynamik in das Gefüge. Richard weiß selbstredend nichts von der Nebenbeschäftigung seiner Frau.

Als die Wahrheit schließlich ans Licht kommt, ist er eher frappiert darüber, daß seine Frau arbeitet und Geld heranschafft, als über das, was sie da eigentlich tut. Auch die Erkenntnis, daß die ganze Nachbarschaft im selben Boot sitzt, kann ihn nicht besänftigen. Ein Spießroutenlauf mit bösen Folgen beginnt. Es gibt ein amerikanisches Sprichwort, auf das der Dramentitel anspielt: „Everything in the garden is nice and beautiful.“ Das heißt so viel wie: „Alles läuft bestens“. Albee spielt in Everything in the Garden mit dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität und stellt sie als verlogenes bürgerliches Deckmäntelchen dar, unter dem sich Abgründe auftun. Seinen zynischen Humor kennt man aus seinem Klassiker Who is afraid of Virginia Woolf – und sein bitterer Unterton ist es auch, der die Hamburger Gruppe University Players reizt. „Die Suche oder Sucht nach Anerkennung und Gruppenzugehörigkeit ist ein Schwerpunkt unserer Inszenierung“, beschreibt Roland Weidle, Leiter des Theatre Workshops des Seminars für englische Sprache und Kultur, das Anliegen der University Players. „Nicht was man für Geld macht, ist das Thema, sondern die Amoralität des Geldes an sich.“

Geld hin, Geld her, es wird mit Feuereifer gespielt. Anfang des Semesters haben sich siebzig Studenten und Theaterbegeisterte zum Vorsprechen eingefunden, um dabei zu sein. Der Workshop hat nicht nur gleichzeitig den Status einer Lehrveranstaltung, sondern wird auch von themenbezogenen Seminaren eingerahmt. Elf Rollen wurden für Everything in the Garden vergeben, ein umfangreiches Team von Studenten bringt die Inszenierung auf die Bühne. „Everything on stage is nice and beautiful“ – die Premiere wird es zeigen. Wer sie oder eine andere Aufführung besuchen will, sollte dran denken, daß sie selbstverständlich in Englisch ist. Stefanie Heim

vom 15. bis 19. und vom 21. bis 26. Juni jeweils um 19.30 Uhr im Audimax, Von-Melle-Park 5. Tel.: 42838-4852/57