Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

The Acid House Großbritannien 1998, R: Paul McGuigan, D: Ewen Bremner, Jenny McCrindle

„Der Brite Irvin Welsh hat „Trainspotting“ verfaßt, was ihm zu Recht zu Ruhm und Ehre verholfen hat. Von Welsh stammen aber auch drei Short Storys von zweifelhafter literarischer Qualität, die jetzt angemessen verfilmt wurden – nämlich genauso schlecht. Und weil Welsh jetzt berühmt ist, darf er sogar in den drei pubertären Kurzfilmen, die unter dem Titel „The Acid House“ zusammengekoppelt wurden, völlig überflüssige Rollen spielen.“ (Der Spiegel) Filmstudio

A Florida Enchantement USA 1914, R: Sidney Drew, D: Edith Storey, Sideney Drew / Stummfilm mit Klavierbegleitung

„Lilian Travers besucht ihre Tante in Florida. In einer Kiste entdeckt sie Samenkörner, die eine Frau in einen Mann verwandeln können und umgekehrt. In einem Anfall von Groll auf ihren Verehrer nimmt sie eines der Körner ein und erwacht am nächsten Morgen prompt mit einem Schnurrbart. Als auch noch ihr Vereherer ein Samenkorn schluckt, kommt es zum Eklat. Dank des raffinierten Spiels mit geschlechtsspezifischen Attributen und Gesten hat der Film auch 80 Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner Komik eingebüßt.“ (Kommunalkino) Kino 46

Alles Routine USA 1999, R: Mike Judge, D: Ron Livingston, Jennifer Aniston

„Da hatte ein Filmemacher einen wirklich guten Einfall: Ein kleiner Angestellter Mitte Zwanzig, geknechtet vom Wahnwitz des Systems, wird zufällig per Hypnose von seiner Angst vor den Autoritäten befreit. Von nun an kommt Peter zu spät, schlampt bei der Arbeit, sagt seinen Chefs die Wahrheit – und wird im Gegenzug als Führungskraft ausgewählt. Soweit die Idee. Ein guter Film wäre daraus geworden, wenn Regissuer Mike Judge, der geistige Vater der Comic-Lästerer Beavis & Butthead, seine Geschichte ins Delirium der Angestelltenrache gesteigert hätte. Statt dessen verläppert „Alles Routine“ so lustlos, als wäre er von einem Schreibtischhocker wie Peter abgewickelt worden.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – brauchen sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UT-Kinocenter

Auf den Ersten Blick USA 1999, R: Irwin Winkler, D: Val Kilmer, Mira Sorvino

„An diesem Film scheint das Rezept perfekt erdacht zu sein, allein die Umsetzung läßt das Werk gnadenlos in kunstloser Mittelmäßigkeit versinken. Seltsamerweise läßt sich so etwas in der Regel schon bei den ersten Takten der Filmmusik vorhersagen, die hier, noch beim Vorspann, in einer Weise akustisch Zuckerwatte auslegt, die das Schlimmste befürchten läßt. Das Konzept setzt auf zwei Schaupielstars und eine Story des Nervenarztes und Erfolgschriftstellers Oliver Sacks. Dessen Geschichte „To See and Not See“ basiert auf einem wahren Fall und handelt von einem seit frühester Kindheit Blinden, dem operativ das Augenlicht wiedergegeben wird. Mira Sorvino, die ja wahrlich zu nuancierter, sensibler Darstellung fähig ist, stolpert hier meist unglücklich wie eine aufgedonnerte und zugeschminkte Mischung aus Monica Lewinsky und Hillary Clinton durch den Set, und Val Kilmer chargiert meist sehr grob, wenngleich ihm das ständig deplazierte Dauerlächeln Blinder immerhin gut gelingt. Wer an der Story Interesse hat, sollte also lieber auf Oliver Sacks Buch „Ein Anthropologe auf dem Mars“ zurückgreifen, in dem sie veröffentlicht ist.“ (epd-film) CinemaxX, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol)

Auf die stürmische Art USA 1999, R: Bronwen Hughes, D: Ben Affleck, Sandra Bullock, Maura Tierney

„Der Spießer Ben ist auf dem Weg zu seiner Hochzeit, doch das Flugzeug hat eine Panne. Und während Bens Braut ungeduldig im beschaulichen Savannah wartet, muß der Zukünftige auf seiner Anreise Prüfungen aller Art bestehen: Naturkatastrophen, Männerstrip und vor allem die Bekanntschaft mit der verführerischen Sarah, einer Frau mit frecher Klappe und wundem Herzen. Diese modisch aufgemotzte Screwball-Komödie witzelt mit angezogener Handbremse, doch den Hauptdarstellern Ben Affleck und Sandra Bullock gelingen ein paar funkelnde Momente.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Passage (Del)

B

Bian Lian – Der König der Masken Hongkong/China 1996, R: Wu Tianming, D: Chu Yuk, Chao Yim Yin / Originalfassung mit Untertiteln

Es ist wie eine Geschichte von Charles Dickens: Ein Straßenkind wird von einem alternden Straßenkünstler aufgenommen, damit dieses seine geheime Kunst des Maskenspiels erlernt. Doch der Bengel entpuppt sich als Mädchen, und die dürfen nach der Tradition dieses Gewerbe nicht ausüben. So gibt es viele dramatische Verwicklungen mit Bösewichten, die Kinder in dunklen Straßen entführen, kaltherzigen Mächtigen, vielen Tränen und einem höchst melodramatischen Finale. Nur all dies wird nicht aus den Straßen vom London des 19. Jahrhunderts erzählt, sondern in einem chinesischen Film. Regisseur Wu Tiangming ist ein gelehriger Meisterschüler von Chen Kaige, wie dieser kann er mit der Kamera ein prächtiges historisches Gesellschaftsbild malen, wie dieser zeigt er gerne die traditionelle chinesische Kunst (neben den Maskenspielen des alten Meisters auch viel Peking Oper), und wie dieser taucht er den Film in die sehr emotionale Filmmusik von Zhao Ji Ping, der sich langsam zum Ennio Morricone des fernen Ostens entwickelt. Ein schöner, ruhig fließender Film: Oliver Twist goes Peking. (hip) Kino 46

Blink USA 1994, R: Michael Apted. D: Madeleine Stove, Aidan Quinn

„Eine junge Musikerin, die nach einer Augenoperation langsam ihre Sehkraft zurückgewinnt, trifft auf einen Polizisten, der bei der Aufklärung eines Serienmordes lange Zeit im Dunklen tappt. Am Schluß stellt sie für ihn den Mörder, und er textet für sie ein Lied. Nun sehen beide die Welt mit anderen Augen – und die Zuschauer das Ende eines hervorragenden Thrillers.“ (tip) Kino 46

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club

Nun ist es mit Wim Wenders schon so weit gekommen, daß es ein Lob ist, wenn man sagt, sein neuer Film würde überhaupt nicht wie ein Film von Wim Wenders aussehen. Der einstige Hoffnungsträger des deutschen Films hatte sich scheinbar endgültig in den Elfenbeinturm zurückgezogen, aber nun holt ihn sein Leib- und Magenmusiker Ry Cooder wieder ins wirkliche Leben zurück. Er lieferte Geschichte, Personal, Drehorte und Musik – Wim Wenders brauchte wirklich nur die Kamera draufzuhalten. So gehört der Film ganz und gar dem „Buena Vista Social Club“, einer Gruppe von über siebzig Jahre alten kubanischen Musikern, die alle schon ihre Karrieren beendet hatten und ärmlich als Schuhputzer oder Hausmeister ihr Leben fristeten. Ganz zufällig brauchte Ry Cooder vor einigen Jahren in Havanna ein paar kubanische Musiker für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück, nahm die Platte „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf, und diese wurde überraschend ein großer internationaler Erfolg. So zeigt der Film etwa den 92jährigen Compay Segundo, der stolz über seiner brennenden Havanna verkündet: „Ich rauche seit 85 Jahren.“ Oder den Pianisten Ruben Gonzales, der an Arthritis litt, zehn Jahre lang an keinem Klavier gesessen hat und nun auf dem Steinway wunderbar jazzig improvisiert. Die Stimme des 71jährigen Ibrahim Ferrer (Kubas Nat King Cole) mag manchmal ein wenig brüchig klingen, aber gerade dadurch schwingt in ihr die ganze Kultur des kubanischen „Son“ mit. (hip) Schauburg

Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg

C

Cool to be Celtic Deutschland 1999, R: Marcus Behrens, Ian Watson / Originalfassung ohne Untertitel

„Der Film beschäftigt sich mit der Musikszene der letzten 30 Jahre in Irland und Nordirland. Der in Derry geborene Komponist und Produzent Phil Coulter, die aus Dublin stammende Eleanor Mcevoy, der in seine Heimantstsdt Belfast zurückgekehrte Autor Glenn Patterson und der berühmte Kameraman und Produzent John T. Davis sind nur einige von den Personen, die in diesem Film über „ihr“ Irland erzählen.“ (Prospekt: Beyond the Green Fields) Kino 46

Croupier Großbritannien/Deutschland 1997, R: Mike Hodges, D: Clive Owen, Kate Hardie

"Ein erfolgloser Autor jobbt im Casino und beobachtet die Leute am Spieltisch – mit Sympathie und Verachtung. Das hysterische Geschehen am Roulette-Filz benutzt er für seinen Roman und kommentiert es ironisch aus dem Off. Eine Technik des Film noir – nur bliebt hier lange offen, wer zu den Verlierern zählt und wer nicht. Dabei überzeugt der Hauptdarsteller Clive Owen in diesem intelligenten Vexierspiel, die Frauenfiguren bleiben eher blaß.“ (Cinema) Cinema

D

Dich kriegen wir auch noch USA/Kanada/Australien, R: David Nutter, D: James Marden, Kathie Holmes

„Wie Robert Rodriguez' „The Faculty“ verknüpft auch David Nutters Thriller Elemente des Teenager-Horror-Kinos mit dem Science-fiction-Genre. Der Film kombiniert gar nicht ungeschickt das alte Horror-Motiv von den Schönen und Eitlen als den wahren Monstern mit dem Sci-fi-Topos von der Fremdbestimmung des Menschen. Dabei scheinen Nutter und der versierte Drehbuchautor Scott Rosenberg mit dem Film, der bereits im letzten Sommer in den USA lief, auf merkwürdige Weise eine dunkle Stimmung unter amerikanischen Teenagern am Ende des Jahrtausends eingefangen zu haben: die Angst vor den allzu Normalen, die Paranoia vor den allzu Korrekten. die einfache, eigentlich sympathische Geschichte von den Underdogs und Andersartigen, die sich zur Wehr setzten gegen saubere, grausame Streber, wirkt heute gesehen, nach dem Massaker von Littleton, bei dem zwei rasende Außenseiter ihre Mitschüler, vor allem Sportler, getötet haben, düster und bedrückend.“ (epd-film) CinemaxX

Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto

„Mehrere Studenten eines kleinen Colleges werden umgebracht: Der Täter bedient sich bei seinen Tötungsszenarien bei makabren Gerüchten, die zum Allgemeinwissen gehören. Ein weiteres Teenager-Slasher-Movie; der Film zieht sich durch seine Selbstironie noch achtbar aus der Affäre.“ (tip) Filmstudio

F

Faust Deutschland 1960, R: Peter Gorski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg

siehe: „Gustaf Gründgens Faust“ Atlantis

Das Fest Dänemark 1998, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen

Thomas Vinterbergs Dogma-Film steht in einer langen Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über die Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Filmstudio

Forces of Nature USA 1999, R: Bronwen Hughes, D: Sandra Bullock, Ben Affleck / Originalfassung ohne Untertitel

Originalfassung und -titel von „Auf die stürmische Art“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

G

Der Guru USA 1998, R: Stephen Herek, D: Kelly Preston, Eddie Murphy, Jeff Goldblum

„Nach Riesenerwartungen in den USA gnadenlos gefloppt: Eddie Murphy wandelt als philosophischer Kaftan-Träger und liebe Nervensäge durch einen Teleshopping-Live-Sender, rettet die Quote und bringt den gestreßten Programmchef auf den Pfad der wa(h)ren Werte. Leider will es nicht so recht gelingen, die verhohnepipelte Welt der Waren und Werbespots von den Reißbrett-Filmfiguren zu unterscheiden.“ (tip) CinemaxX, UFA-Filmpalast, UT-Kinocenter

Gustaf Gründgens Faust Deutschland 1960, R: Peter Gosrski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg

„Wer wissen will, woran die neuste Inszenierung des Bremer Theaters sich messen lassen muß, sollte sich diese zwar eher dröge abgefilmte dafür mit Spitzenschauspielern besetzte Theateraufführung des Klassikers antun. Gustaf Gründgens inszenierte diese damals enthusiastisch gefeierte Version des Stückes im Deutschen Schauspielhaus und spielte darin natürlich mit dem Mephisto auch die Rolle seines Lebens. Der Film wirkt heute doch sehr verstaubt, aber das Charisma von Gründgens schimmert immer noch durch.“ (hip) Atlantis

I

Ich weiß immer noch, was Du letzten Sommer getan hast USA 1998, R: Danny Cannon, D: Jennifer Love Hewitt, Freddy Prinze Jr.

„Kein klassisches Genre ist so anfällig für Fortsetzungen wie der Horrorfilm, man denke nur an „Halloween“ und Freddy Krüger. Da man die Leiche des Fischmantel-tragenden Enterhaken-Killers in „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ nie gefunden hat, sind die Alpträume von Julie, der adretten Überlebenden aus Teil I, nicht unbegründet. Aber war schon der ersten Teil alles andere als eine Neuerfindung des Genres, so erleben wir hier die üblichen Morde inklusive Buh-Effekt – schön einer nach dem anderen und zwischendurch auch ziemlich blutig. Ironie sucht man hier genauso vergebens wie dramaturgische Kniffe.“ (Zitty) CinemaxX

Idioten Dänemark 1998, R: Lars von Trier, D: Bodil Jorgensen, Jens Albinus

„Bei Fans von „Breaking the Waves“, die sich mehr von dem Gleichen erhoffen, wird „Idioten“ einen Schock auslösen. Eine Gruppe von jungen Leuten benimmt sich während ihres Urlaubs wie geistig behinderte Patienten. Dies führt zuerst zu drastischen Konfrontationen mit der Außenwelt und dann zu verhängnisvollen inneren Konflikten, nachdem eine tatsächlich verwirrte junge Frau sich der Gruppe anschließt. Ganz und gar originell in Stil und Struktur (dabei streng dem Dogma 95 folgend) und schockierend sowohl in seiner Mißachtung der politisch korrekten Konventionen Behinderten gegenüber, wie auch in der Darstellung von Gruppensex, riecht der Film dann doch zu sehr nach einer Theater-Werkstatt, um wirklich radikal zu provozieren.“ (Sight and Sound) Cinema

J

Jimmy the Kid Deutschland 1997, R: Wolfgang Dickmann, D: Herbert Knaup, Rufus Beck, Christiane Hörbiger

„Aufgedrehte Komödie um drei Gentlemen-Verbrecher. Anhand eines amerikanischen Schmökers wollen die Loser einen erfolgreichen Kidnapping-Fall nachstellen. Doch das Entführungsopfer stellt sich als gewiefte Göre heraus, die mit enormen IQ ihren Gegnern voraus ist. Ihr Schwachpunkt gibt Anlaß für die guten Botschaft des Films: Kinder brauchen Liebe.“ (tip) Schauburg

K

Krümel im Chaos Dänemark 1992, R: Sven Methling

Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Matz „Krümel“ Krümelburg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem kleinen Bruder herumärgern muß, sondern auch noch eine große Weihnachtsfeier im neuen Haus der Familie in ein sehr schön auzusehendes Chaos versinken läßt. (hip) Kino 46

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) Filmstudio, UT-Kino, Ziegelhof-Kino (Ol)

Der Legionär USA 1998, R: Peter MacDonald, D: Jean-Claude Van Damme

„,Seine Zukunft heißt vergessen' empfiehlt der Untertitel zu dieser ,langerwarteten' Kolaboration zwischen ,Rambo III'-Regisseur Peter MacDonald und ,Universal Soldier' Van Damme. Ist uns nur recht, vergessen wir's!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast

M

Die Maske des Zorro USA 1998, R. Martin Campbell, Antonio Banderas, Catherine Zeta-Jones, Anthony Hopkins

„Spektakuläre Fechtszenen, opulente Feste, teils pointenreiche Dialoge und ein lustvoll-ironisches Schwelgen im Kitsch bereiten großes Vergnügen an dieser Wiederbelebung des Mantel-und-Degen-Genres.“ (Zoom) Fimstudio

Matrix USA 1999, R: Andy & Larry Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne

„Dieser Science-Fiction-Film war einer der Frühjahrshits in den USA und katapultierte Hauptdarsteller Keanu Reeves trotz gewohnt hölzener Leistung in die Zwölf-Millionen-Dollar-Klasse. Die Story bedient sich bei Mythen der Filmgeschichte, plündert „Alien“ ebenso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computer-Simulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus (Laurence Fishburne) kämpft gegen die Versklavung. Der Clou des Films sind die mitreißenden Kung-Fu-Choreographien und sensationelle Special Effects. Nach „Matrix“ werden Action-Filme anders aussehen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol)

Mifune (Dogma 3)Dänemark 1998, R: Soren Kragh-Jacobsen

Der dritte Film nach „Das Fest“ und „Idioten“, der nach dem Dogma einiger dänischer Filmemacher gedreht wurde, ist eindeutig der unterhaltsamste und unangestrengteste. Kragh-Jacobsen muß scheinbar nicht mehr wie Thomas Vinterberg und Lars von Trier etwas beweisen, und so geht er mit den Spielregeln (nur Handkamera, kein künstliches Licht, keine melodramatischen Effekte, keine Filmmusik usw.) sehr spielerisch um, bricht auch manchmal das Dogma souverän. Die Geschichte vom Yuppie, der auf dem elterlichen Bauerhof bei seinem geistig behinderten Bruder das wahre Leben und die Liebe findet, ist witzig, originell und mit viel Mitgefühl erzählt. (hip) Schauburg, Casablanca (Ol)

Die Mumie USA 1999, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz

„Das Remake des Universal-Klassikers „Die Mumie“ von 1932 orientiert sich leider zu sehr am heutigen Abenteuerfilm. Trotz stimungsvoller Horror-Elemente und spektakulärer Spezial-Effekte wird der Film durch nervige komödiantische Einlagen verwässert. Man wird zwar unterhalten, aber nie erschreckt.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Solitaire (Westerstede)

O

Der Onkel vom Mars USA 1999, R: Donald Petrie, D: Jeff Daniels, Christopher Lloyd

„Slapstick um einen notgelandeten Marsbewohner, der das Liebesleben eines Reporters in die richtige Bahnen lenkt. Der Film huldigt zweifach einer schlechten Tradition: aus Sixties-Kultserien mißratene Kinofilme machen und in die Handlung ohne dramaturgische Notwendigkeit (gelungene) Spezialeffekte einzubauen. Hätte man auf die Konstruktion der Geschichte soviel Wert gelegt wie auf den technischen Aspekt, wäre das Ganze vielleicht etwas komischer ausgefallen.“ (tip) CinemaxX, Passage (Del)

P

Place Vendôme Frankreich 1998, R: Nicole Garcia, D: Catherine Deneuve, Emmanuelle Seigner, Jean-Pierre Bacri

„Eine notorische Alkoholikerin verläßt nach dem Freitod ihres Mannes das Sanatorium und übernimmt überraschend das Juweliergeschäft an der Place Vendôme, das nur noch durch den Verkauf der letzten hochkarätigen, allerdings gestohlenen Diamanten vor dem Konkurs bewahrt werden könnte. Bald hat sie denn auch alle Feinde im Schlepptau und trifft gute alte Freunde wieder. Der drehbuchlastige und verwickelte dritte Spielfilm Nicole Garcias, der ein Krimi sein will, wird von einer hervorragenden Catherine Deneuve getragen. Ihre facettenreiche Charakterstudie einer alternden Frau, die sich zu neuer Selbstständigkeit aufrafft, schlägt auch eine Bresche in die Scheinwelt des mondänen Ambientes.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Lichtspielhaus (Wildeshausen)

R

Reine Nervensache USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal

„Der New Yorker Mafia-Boß Paul Vitti (Robert DeNiro) hat urplötzlich unerklärliche Hemmungen bei der Ausübung seiner kriminellen Tätigkeit. Durch Zufall gerät er an einen Psychoanalytiker (Billy Crystal), von dem er sich Heilung erwartet. Das Reich der Paten und Goodfellas kollidiert in Harold Rami's Komödie mit dem Stadtneurotiker-System. Aus diesem culture clash zweier geschlossener Gesellschaften entwickelt sich konsequent der allerschönste Wahnwitz. Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann.“ (tip) Gondel, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Ziegelhof-Kino (Ol)

Rosemarys Baby USA 1968, R: Roman Polanski, D: Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon / Originalfassung ohne Untertitel

„Pregnant women sometimes look at their men as if to say, „What did you do to me?“ Rosemary (Mia Farrow), the Omaha-born girl who's now living in Manhattan, has reason to wonder, and this satirical gothic thriller, written and directed by Roman Polanski, from Ira Levin's novel, is told from her point of view. Rosemary's actor-husband (John Cassavetes) conspires with a coven, drugs her, and mates her with satan, in exchange for a Broadway hit. It's genuinly funny, yet it's also scary, especially for young women: it plays on their paranoid vulnerabilities. The queasy and the grisly are mixed with its entertaining hipness. Mia Farrow is enchanting in her fragility: she's just about perfect for her role. And the darkly handsome Cassavetes is ideal as the narcissist who makes the deal for the cloven-hoofed infant.“ (Pauline Kael) Kioto im Lagerhaus

Rugrats – Der Film USA 1998, R: Norton Virgien, Igor Kovalyov

„Im US-Slang nennt man Babys Rugrats. Auch sonst ist dieser Comic ein Phänomen, das nur Amerikaner verstehen. Die „Rugrats“ sind in den USA ein Kinohit. Bereits am ersten Wochenende spielte die Story um eine Sandkasten-Clique, die sich im tiefsten Wald verirrt, 28 Millionen Dolar ein und ließ den Konkurrenten „Schweinchen Babe in der großen Stadt“ in der Versenkung verschwinden. Ganz Amerika ist süchtig nach den Abenteuern einer Handvoll sprechender Babies. Den Rest der Welt wird die Faszination für „Rugrats“ wohl kaum packen. Zu grob sind die Szenen animiert, zu quiekig die Babystimmen, zu aufdringlich die Songeinlagen. Aber vor allem sind die kleinen Racker hierzulande durchs Fernsehen kaum bekannt geworden.“ (Cinema) CinemaxX, UT-Kinocenter, Passage (Del)

S

Schamanen im Blinden Land Deutschland/Nepal/USA 1980, R: Michael Oppitz /Originalfassung mit Untertiteln

„Ein ethnographischer Dokumentarfilm in zwei Teilen über die religiösen Praktiken von Schamanen und deren Bedeutung für die Bewohner von abgelegenen Dörfern am Fuße des Dhaulagiri-Massivs im West-Nepal. Im Wechsel von erzählten Sagen und Mythologien einerseits und aktuellen Ritualen und Lebensweisen andererseits schildert der Film in ruhigen, breit angelegten Bildfolgen den Zusammenhang von alltäglichem Leben und kulturellen Besonderheiten, der bestimmend für die Existenz dieser asiatischen Völker ist. Der Schamanismus als religiöse Instanz, verankert in weit zurückliegender Vergangeheit und bestimmend für die Gegenwart, wird akribisch, aber trotzdem übersichtlich erläutert.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Schritte der Achtsamkeit Schweiz 1997, R: Thomas Lüchinger

„Der Film dokumentiert die Reise des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh durch Indien, wo er predigt und Übungen zur Selbstbesinnung demonstriert. Der im französischen Exil lebende Vietnamese lehrt eine praktische Methode der Meditation und Bewußtseinserweiterung.“ (tip) Cinema

Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell

„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett-Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die die Kinder eher verwirren.“ (New Yorker) Filmstudio

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. (hip) CinemaxX, Filmstudio; Originalfassung ohne Untertitel im Ufa-Palast

Shall We Dance? Japan 1996, R: Masayuki Suo, D: Koji Yakusho, Tamiyo Kurosakari

Die Japaner sind, genau wie wir Deutschen, nicht gerade für ihren Humor bekannt. Aber in den später 80er Jahren entstanden mit dem Nudelepos „Tampopo“ und dem anarchischen „Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ Komödien in Nippon, über die auf der ganzen Welt gelacht werden konnte. In dieser Tradition steht auch „Shall We Dance“, der zudem den Vorteil hat, daß er sich über die in Japan allgemeine Verklemmtheit lustig macht. Shogei Sugiyama ist ein eifriger Büroarbeiter, ein typischer „salaryman“, der seine innere Leere still mit sich herumträgt, bis er abends im beleuchteten Fenster einer Tanzschule eine schöne, geheimnisvolle Fremde sieht. Er schreibt sich dort in einem Anfängerkurs ein, zuerst nur, um der melancholischen Tänzerin nahe zu sein. Aber langsam wird er vom Tanzfieber gepackt, und dieses treibt ihn schließlich dazu, Ruf, Beruf und Familie aufs Spiel zu setzten. Denn der Gesellschaftstanz wird seltsamerweise in Japan als unmoralisch verpönt. Die absurde Diskrepanz zwischen den anrührend keuschen Tänzern und dem Bild, das sich Sugiyamas Mitmenschen von dessen triebhaften Exzessen machen, ist in jeder Szene wieder neu komisch. (hip) Schauburg, Apollo (Whv)

Der Soldat James Ryan USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks, Matt Damon

„Steven Spielbergs sowohl nüchterner als auch großartiger Kriegsfilm gibt dem Genre Leidenschaft und Sinn zurück, und er tut dies mit solch einer sogartigen Kraft, daß er es ganz neu zu erfinden scheint, und dabei blendet er mit der Intensität seiner Imagination. Keine Konventionen schwächen diese Leistung ab. Dieser Film sieht einfach so auf den Krieg wie noch keiner vor ihm. Obwohl die Erfahrungen, die er vermittelt, zermürbend sind, ist es der Film selbst nie.“ (The New York Times) Filmstudio

Star Force Soldier USA 1998, R: Paul Anderson, D: Kurt Russell, Jason Scott Lee

„Was kann Kurt Russell bewogen haben, bei diesem kruden, aus der Filmgeschichte zusammengeklauten SF-Schrott mitzumachen? Mußte er vielleicht den neuen Pool anzahlen? Wir können nur hoffen, daß es das war.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter

Starkey Großbritanien/Frankreich 1998, R: David Caffrey, D: David Thewlis, Rachel Griffith

„Als unverbesserlichen Zyniker durften wir den Briten David Thewlis schon in Mike Leighs „Naked“ erleben. So paßt denn auch die Titelrolle des Nordirischen Starkolumnisten Dan Starkey bestens auf den Schauspieler. Starkey entspricht perfekt dem Klischee: Er säuft, geht ständig fremd und meckert in seiner Kolumne herum. Doch anläßlich der ersten Wahl eines nordirischen Premierministers will sein Chef positive Inhalte. Die kann Starkey nicht liefern, dafür versinkt er in einem Chaos aus Mord, Verrat und Korruption. Obwohl die Verfilmung des Romans „Divorcing Jack“ von Colin Bateman vollgestopft ist mit einer komplexen Geschichte, jeder Menge Überraschungsmomenten und viel schwarzem Humor, mag doch keine Begeisterung aufkommen. Die Hektik wirkt angestrengt, die Gags sind übertrieben, und auch David Thewlis bleibt eher blaß. Aber wenigstens kann dieser in der nahen Zukunft angesiedelte Streifen von sich behaupten, der erste nordirische Science Fiction-Film zu sein.“ (Zitty) Schauburg

T

Twin Peaks USA 1992, R: David Lynch, D: Kyle MacLachlan, David Bowie

Jetzt lebt Laura Palmer also wieder. Die Fernsehserie „Twin Peaks“ begann mit den Bildern von ihrem angeschwemmten, in Plastik verpackten Leichnam, aber mit seinem „Prequel“ zeigt David Lynch ihren Leidensweg an den sieben Tagen vor ihrem Tod. Der künstlerische und kommerzielle Erfolg war so immens, daß Lynch fast gezwungen war, auch noch im Kino abzuzocken. Aber alle Fernsehtricks werden hier nur wiederholt. Einige Obszönitäten, etwas nackte Haut, Drogenkonsum und eklige Nahaufnahmen, die im Fernsehen von der Zensur gestrichen worden wären, werden hier allzu deutlich präsentiert. In der ersten Einstellung wird ein Fernsehgerät zertrümmert. Aber trotz dieses überdeutlichen Hinweises ist Lynch hier ein ungewöhnliches Kunststück gelungen: Bei „Twin Peaks“ ist das Kino kleiner als der Bildschirm. (hip) CinemaxX

V

Verlockende Falle USA 1999, R: Jon Amiel, D: Sean Connery, Catherine Zeta-Jones

„Nach seinem Fiasko in „Schirm, Charme und Melone“ variiert Sean Connery die Rolle des schottischen Verbrechers: Er ist der alternde Kunstdieb Robert („Mac“) MacDougal, der mit der attraktiven Newcomerin Virginia („Gin“) Baker (schlangenhaft: Catherine Zeta-Jones) den ultimativen Coup plant. Beide spielen mit gezinktem Karten, umgarnen, betrügen und verführen sich, und Connery überspielt souverän den Altersunterschied. Routinier Jon Amiel liefert einen soliden Thriller ohne Überraschungen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Ufa-Palast, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol)

Very Bad Things USA 199, R: Peter Berg, D: Jon Favreau, Christian Slater, Cameron Diaz

„Ein paar nette Leute tun ein paar ganz böse Sachen: In dieser rabenschwarzen Mischung aus „Shallow Grave“ und „Blood Simple“ geht es so makaber zu, daß man es manchmal einfach kaum glauben mag. Wen wundert es da noch, daß eines der Spielchen auf der Homepage ein Puzzle mit abgetrennten Körperteilen ist. Dem Schauspieler Peter Berg ist es in seinem Regiedebüt mit viel Witz und noch mehr Mut zu krassen Szenen gelungen, einen fröhlichen Schocker zu servieren. Wenn er im Namen von Liebe und Vernunft so heilige Kühe wie Ehe, Freundschaft und Familie schlachtet, sollte einem eigentlich das Lachen im Halse steckenbleiben. Aber andrer Leute Pech ist hier des Kinogängers Freud. Sensible Naturen seien jedoch gewarnt, da sie sich dabei schlimm verschlucken könnten.“ (Filmecho) CinemaxX

Virus USA 1999, R: John Bruno, D: Jamie Lee Curtis, William Baldwin, Donald Sutherland

„Bei „Virus“ quietscht und kreischt, donnert und dröhnt es hemmungslos aus allen Winkeln des Kinos. Leider ist damit schon alles Lobenswerte erwähnt, und es bleibt nur noch das Entsetzten über diese Billigst-Ausgabe eines Horrorfilms, der als unfaßbarer Matsch aus Elementen von „Screamers, „Octalus“, „Sphere“, „Alien“ und „Runaway“ daherkommt. Schauplatz ist ein russisches Forschungsschiff, auf dem sich ein körperloser Außerirdischer im Computer eingenistet und die gesamte Besatzung abgemurkst hat. Als sieben Schiffbrüchige auf dem verwaisten Schiff Zuflucht suchen, greift das Alien wieder an – mit Hilfe organischer Reste seiner Opfer, die es mit allerlei metallenen Teilen zu mörderischen Robotern zusammengelötet hat. Diese Androiden sehen aus, als wären die motorisch gestörten Brüder des Terminators in einen Kessel mit Gulasch gefallen und reizen somit mehr zum Kichern als zum Zittern.“ (Cinema) CinemaxX

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Die Weisheit der Krokodile USA 1998, R: Po-Chih Leong, D: Jude Law, Elina Löwensohn

„Stilvolle Vampire sind selten geworden. Der Hongkong-Regisseur Po-Chih Leong besinnt sich wieder auf die lasziven Tugenden des Genres. Seine Hauptfigur Steven Grlscz ist ein moderner Großstadtvampir: attraktiv, stilvoll gekleidet, intelligent, redegewandt, sexy. In der Londoner Damenwelt hat der gutaussehende Untote leichtes Spiel. Der Regisseur verbindet britische Gruseltradition mit dem modernen Stilwillen des Hongkong-Kinos. Aus der Kulisse des heutigen Londons filtert Kameramann Oliver Curtis exquisit-stimmungsvolle Bilder heraus. Auf Blut und Gewaltorgien kann hier verzichtet werden. Der Hauptgewinn des Films ist jedoch Jude Law, der seinen untoten Helden großzügig mit Eros und Charisma ausstattet.“ (Bremer) Filmstudio

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Das zweite Dschungelbuch USA 1997, R: Duncan McLachlan, D: James Williams, Bill Campbell

„Im Dschungel ist wieder mal einiges los. Der böse Amerikaner Harrison will den lieben Mowgli, der bei den Tieren im Dschungel aufgewachsen ist, für den Zirkus einfangen. Im Kampf um die Freiheit ist Mowgli auf die tatkräftige Unterstürtzung seiner tierischen Freunde angewiesen. In dieser Realverfilmung nach Motiven von Kipling wird Mowgli als Kind gezeigt, das sich zwischen Wildnis und Zivilisation entscheiden muß. Bei Kindern dürfte die Abenteuerkomödie mit ihren mehr als 30 tierischen Darstellern einigermaßen gut ankommen.“ (taz) UFA-Palast

Zwischen Himmel und Erde (Among Giants) Großbritannien 1998, R: Sam Miller, D: Rachel Griffiths, Pete Postlethwaite

„Das neue Skript des „Full Monty“-Autors Sam Beaufoy erzählt erneut von einer Männertruppe, nur lassen die Jungs diesmal nicht die Hosen runter, sondern streichen Hochspannungsmasten. Doch nicht die Höhe macht Ray, dem Chef der Anstreicher-Truppe, ganz schwindelig, sondern die australische Free-Climberin Gerry. Die beiden verlieben sich ineinander, nur um fortan ständig zu streiten. Die quasi nicht vorhandene Story entlarvt das Working-class-Milieu als prätentiöse Kulisse. Was authentisch sein soll, wirkt doch nur schrecklich pittoresk.“ (tip) Cinema