Fußballfans sollen Bälle statt Menschen treten

Vor dem Deutschen Pokalfinale am Samstag treffen sich junge Fans aus ganz Deutschland zum Fußballspielen. Auch Berliner Teams sind vertreten. Die berüchtigten Fans des BFC Dynamo sitzen nur auf der Tribüne. Türkisches Team wurde nicht eingeladen  ■ Von Nino Ketschagmadse

Am Samstag wird das Olympiastadion wieder zum Zentrum der deutschen Fußballwelt. Die beiden Bundesligisten Bayern München und Werder Bremen treffen im Endspiel um den DFB-Polkal vor sicherlich ausverkaufem Haus aufeinander. Schon einen Tag vorher werden 350 bis 500 junge Leute ein Zeltlager auf der Sportanlage Jungfernheide beziehen. Auch sie wollen zum Finale, doch zuvor werden sie selber Bälle treten – beim Fußball-Fan-Turnier.

Bundesweit gibt es 28 Fan-Projekte. Neben der gewöhnlichen Sozialberatung werden für die Fans im Alter zwischen 17 und 22 Jahren auch verschiedene nationale und internationale Jugendtreffen und Turniers veranstaltet. Das Fan-Finale findet bereits zum achten Mal statt.

„Die Botschaft der Veranstaltung heißt friedliches Miteinanderleben“, sagt der Leiter des Fan-Projektes der Sportjugend Berlin, Ralf Busch. Diesmal treffen sich 22 Jungen- und 10 Mädchenteams zum Fan-Turnier. Sie vertreten ihre Heimatvereine aus den alten und neuen Bundesländern. Neben den Fans aus Hamburg, München, Dortmund und Bochum kommen auch Gruppen aus Leipzig, Zwikkau, Jena und anderen Städten, in denen es Fan-Projekte gibt. Berlin selbst ist gleich mit drei Mannschaften vertreten: Zwei Teams (ein Mädchen- und ein Jungenteam) sind für Hertha BSC, ein weiteres ist für Tennis Borussia am Start.

Der Sport sei aber nur Vorwand für den Spaß am Spiel und für die Begegnungen der jungen Leute, sagt Busch. Sie hätten so die Möglichkeit, sich kennenzulernen, es würden sogar „kleine Freundschaften“ entstehen. Das sei wichtig, da diejenigen Fans der Mannschaften kommen, die sich in der Bundesliga nicht riechen können. Das friedliche Miteinander der Fans verschiedener Mannschaften ist auch für den Deutschen Fußballbund (DFB) der Sinn der Veranstaltung.

Auch Fans des wegen Ausschreitungen seiner Anhänger immer wieder in die Kritik geratenen BFC Dynamo Berlin werden kommen, allerdings nur als Zuschauer. „Das Fantreffen macht schon Sinn“, erklärt der BFC-Fan-Beauftragte Rainer Lüdke, „aber damit erreicht man nur ein gewisses Potential der Jugendlichen. Fans, die auf Krawalle stehen, werden sich auf Fan-Projekte nicht einlassen.“ Seit März dieses Jahres betreut Lüdke junge BFC-Anhänger. Eine intensive und kontinuierliche Arbeit des Vereins mit Fans ist für Lüdke vordringlich.

Als Beispiel nennt er das von Fans selbst getragene „Berliner Fußball Café“. Mit diesem täglich geöffneten Anlaufpunkt sei es gelungen, die Jugendlichen von der Straße zu holen. Dennoch seien Krawalle in den Stadien nie ganz auszuschließen. „Die Jugend versucht ihren Frust abzulassen“, meint Lüdke. Und Fußballspiele würden eben dazu die Möglichkeit bieten.

Dennoch, ist sich Lüdke sicher, würden die Ausschreitungen bei BFC-Spielen häufig übertrieben dagestellt. Nach dem vieldiskutierten Berliner Pokalendspiel Mitte Mai zwischen dem BFC und der türkischen Mannschaft TürkSpor, seien zwar 1.000 Fans auf den Rasen gestürmt, aber „nur einer“ habe einen türkischen Spieler umgeschmissen. Noch Anfang der 90er Jahre wäre das, so Lüdkes Einschätzung, wesentlich schlimmer abgelaufen.

Auch die türkischen Mannschaften sind nicht bei dem Fan-Treffen vertreten. Zwar finde er die Idee interessant, erklärt Ahmet Tuncer, Vorsitzender von TürkSpor. Er habe jedoch leider keine Information über diese Veranstaltung bekommen.

Das Turnier fängt am 11. 6. um 11 Uhr auf der Sportanlage Jungfernheide an. Um 14 Uhr ein Einlagespiel: eine Fan-Projekt-Auswahl gegen den NOFV-Fußballmeister der Frauen, Hertha 03 Zehlendorf. Ab 19.30 Live-Musik.

„Fans, die auf Krawalle stehen, lassen sich auf solche Projekte nicht ein“, bedauert der Fan-Beauftragte des BFC Dynamo