Explosion in Bayer-Werk: Bisher 91 Leichtverletzte

■ Bayer: Keine große Gefahr für Bevölkerung. Verein beklagt „Irreführung“

Wuppertal (taz/AP/rtr) – Durch die Explosion in einem Pflanzenschutz-Werk des Bayer-Konzerns in Wuppertal sind deutlich mehr Menschen verletzt worden, als zunächst mitgeteilt wurde. Anwohner und Angestellte klagten nach Angaben der Feuerwehr überwiegend über Atemprobleme. Bei dem bisher größten Unfall in der Anlage am späten Dienstag nachmittag sei vor allem Toluol ausgetreten. Toluol, das in Benzin, Sprengstoffen oder auch dem Konservierungsmittel Benzoesäure verwendet wird, reizt Augen und Atemwege und schädigt in hoher Konzentration Leber und Nieren. 31 der bisher 91 Verletzten mußten ambulant im Krankenhaus versorgt werden. Bayer-Sprecher Roland Ellmann, erklärte: „Leben und Gesundheit waren nicht gefährdet.“ Nach drei Stunden war das Feuer gelöscht. Zahlreiche Fensterscheiben in der Nachbarschaft waren geborsten.

Der Verein „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ unterstellte dem Konzern eine „skandalöse Irreführung der Öffentlichkeit“. So deuteten bisherige Messungen auf einen Austritt von weit giftigeren Chlorverbindungen hin. Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums bestätigte allerdings, daß keine ungewöhnliche Schadstoffkonzentration festgestellt worden sei. Mit den Ergebnissen einer Wischprobe aus Rauchrückständen sei erst in einigen Tagen zu rechnen. Unterdessen sperrte die Staatsanwaltschaft das Gebäude ab.

Das Werk rechnet mit Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Der Schwebebahn-Betrieb wurde zeitweise eingestellt. st