Klein, billig, einfallsreich

■ Viel Engagement und wenig Geld: Der „Arbeitskreis Umwelt“ setzt auf überschaubare Aktionen und hat damit Erfolg Von Uwe Scholz

Wie hältst Du's eigentlich mit dem Dualen System? Was die mächtige Hamburger Umweltbehörde nicht in Erfahrung brachte, schickte sich dieser Tage ein Häuflein von umweltbewegten BürgerInnen an zu erfragen: Wie denn in Hamburg-Nord die Menschen ihre neuen gelben Tonnen und Säcke annähmen? Ob sie auch ihren Sondermüll abtrennten? Und ob sie sich überhaupt an das Duale System angeschlossen fühlten?

Doch die Gruppe der neugierigen BürgerInnen war sehr klein und verfügte nur über wenig Geld. So konnten sie nur wenige Leute befragen. Sie entwarfen einen Fragebogen und teilten ihn in zwei Wohnhäusern in Winterhude aus. 27 von 102 Haushalten antworteten. Das Ergebnis war zwar nicht repräsentativ, aber dennoch interessant: Drei Viertel der Auskunftwilligen wußten nicht, daß sie an das Duale System angeschlossen sind. Und mehr als ein Drittel wirft Sondermüll wie Batterien oder Ölfarben in den normalen Hausmüll.

In Erfahrung gebracht hat dies der „Arbeitskreis Umwelt“. Er besteht aus sechs bis zehn Personen aller „Alter, Berufe und Geschlechter“, die sich – „schön bequem mit Kaffee und Keksen“ – alle sechs Wochen treffen – den Raum stellt das Bezirksamt Nord zur Verfügung. Gefunden haben sich die Umweltbewegten vor sechs Jahren beim „Gesunde-Städte“-Projekt der Weltgesundheitsorganisation WHO. Damals gründeten sich auf Bezirksebene Arbeitskreise, die sich mit Umweltthemen beschäftigen wollten. Der „Arbeitskreis Umwelt“ ist der einzige, der übrig blieb.

Seither ist das Häuflein aktiv: Mit Ständen in Schulen oder auf dem Wochenmarkt informieren die Mitglieder über Solarenergie, Heckenschneiden oder Artenschutz. „Man muß den Kindern nur die richtigen Fragen stellen, das weckt ihr Interesse für Umweltthemen“, sagt Arbeitskreis-Mitarbeiterin Heike Schlie. Eine größere Sache war die öffentliche Diskussion zum Dualen System: Da saßen Vertreter der Umweltbehörde und des Dualen Systems Deutschland auf dem Podium, moderiert hat ein „Herr vom NDR“ – kostenlos.

Anders als viele Bürgerinitiativen setzt der Arbeitskreis auf Zusammenarbeit mit den Behörden. Kein Wunder: Drei seiner Mitglieder arbeiten im Bezirksamt Nord, wie Krzysztof Kubiak, der dort als Umweltberater tätig ist. Man legt jedoch Wert auf die Feststellung, daß die Ideen für die Aktionen bisher alle von den Mitgliedern kamen, die nicht im Amt sitzen. Die Behörde stellt hauptsächlich ihr Fachwissen zur Verfügung. „Wir setzen auf Kooperation“, sagt Kubiak, „es hat keinen Sinn, Barrikaden gegen das Amt aufzubauen.“

Alle Aktionen der Gruppe sind geprägt vom „Wissen um das Machbare“. Die Projekte sind klein, billig und einfallsreich. „Wir vergeuden unsere Zeit nicht mit irgendwelchen Don-Quichotte-Kämpfen. Wenn wir merken, nee, das klappt nicht, dann hören wir auf“, erzählt Krzysztof Kubiak. Dem kann sich AK-Mitstreiter Dieter Reiche nur anschließen: „Es gibt viele kleine Ziele, an denen man arbeitet, und auf einmal ist das große Ziel erreicht, ganz nebenbei“.

Zum Beispiel die Begrünung einer 250 mal 25 Meter großen Fläche am Krohnstieg. Dort am Straßenrand war ein wilder Abstellplatz vor allem für LKWs. Am Ende der Fläche liegt eine Schule. Kinder und Anwohner mußten jeden Morgen auf dem Schulweg an den Lastern vorbei, erzählt Dieter Reiche. „Übelriechende Männer, die in die Ecke urinieren“, seien die Lastwagenfahrer gewesen. Der Arbeitskreis setzte sich für eine Begrünung ein und hatte Erfolg: Das Gartenbauamt planierte und setzte Rasen. Die Anwohner kauften Pflanzen hinzu und erklärten sich bereit, das Gelände zu pflegen.

Für solche Aktionen braucht die Gruppe Geld, doch mehr als allenfalls ein paar hundert Mark aus der Kasse für Öffentlichkeitsarbeit des Bezirksamtes Nord sind nicht drin. So muß der Arbeitskreis sparen. „Alles ist hausgemacht“, sagt Krzysztof Kubiak, „als wir ein neues Logo für Briefpapier brauchten, bin ich zu Graphikschülern gegangen, die haben uns kostenlos was gezeichnet“. Und da es bunt sein sollte, Farbdruck aber – wegen der Kosten – nicht in Frage kam, kopierten sie den Entwurf in schwarzweiß. „Den malen wir dann mit Buntstiften aus – soviel schreiben wir nicht, vielleicht zwanzig Briefe im Jahr.“

Nächster Treff der Gruppe ist am 30. Januar um 17.15 Uhr im Bezirksamt Nord, Raum 84. Wer mitmachen will, darf gerne kommen.