Neue „radikal–Razzia“

■ „Willkürlich herumgestochert“: Kripo durchwühlte Wohnungen im Norden

Die Karlsruher Bundesanwaltschaft läßt nicht locker: Zwei Wochen nachdem die Haftbefehle gegen vier Männer, die beschuldigt werden, an der verbotenen Linksaußen-Zeitschrift radikal mitzuarbeiten, gegen Auflagen ausgesetzt wurden (taz berichtete), schlugen die Ermittler wieder zu. Bereits am Dienstag durchsuchten – wie erst jetzt bekannt wurde – Kriminalbeamte erneut fünf Wohnungen: zwei in Bremen, jeweils eine in Münster, Oldenburg und Kiel.

Den Durchsuchten wird jeweils die „Unterstützung“ der „kriminellen Vereinigung“ radikal vorgeworfen. Nach Informationen der taz fielen die Ermittler bei Personen ein, die jeweils in Kontakt zu mindestens einer der vier mutmaßlichen radikal-MitarbeiterInnen stehen sollen, die nach der bundesweiten Großrazzia im Juni aus Angst vor einer Festnahme von der Bildfläche verschwanden. Ein Betroffener der Razzia: „Die stochern willkürlich im Freundeskreis der Abgetauchten herum“.

In der Kieler Georg-Pfingsten-Straße beschlagnahmten sieben Beamte des schleswig-holsteinischen Landeskriminalamts in Abwesenheit der beiden Wohnungsbewohner Kai N. und Axel H. neben einem Notebook und rund 150 Computer-Disketten auch zwei Kisten mit „Schriftgut“, darunter drei Exemplare der radikal.

Obwohl sich der Durchsuchungsbefehl nur auf Kai N. bezog – der früher in derselben Wohnung wohnte, die auch die letzte Adresse von einem der Untergetauchten war – wurden alle drei Zimmer der Kieler Behausung durchwühlt, die Wohnung dabei erheblich verwüstet. Die eifrigen Ermittler beschlagnahmten dabei vorwiegend das Eigentum des Nicht-Beschuldigten Axel H. Diese „Zufallsfunde“ wurden bislang nicht wieder an den Eigentümer herausgegeben.

Marco Carini