Inkarnation der Monotonie

Mit Humor in die Nacht. Drei Stunden vergessen. Mit dem, was sich Sensational, die HipHop-Inkarnation der Monotonie, hatte einfallen lassen, wäre kaum jemand anderes im Molotow durchgekommen. Ein Mikro und ein CD-Player waren das gesamte Equipment. Im Abspielgerät keine Instrumentalversionen, sondern sein ganz normales, im Handel käufliches Album. Während die Stücke liefen, stand der offensichtlich narkotisierte Mann bewegungslos auf der Bühne, rappte ein paar Zeilen mit und verschwand ab und an hinter der Maschinenkonsole, beim Suchen des nächsten Tracks unverständlich vor sich hinbrabbelnd. Eine stoische Performance ohne Handwerk und Konzept. Das Gegenteil derer, die sich zuvor an Tieffrequenz-Modulationen abgearbeitet hatte. Skiz „Spectre“ Fernado, Labelvater und Kapuzen-DJ, besetzte das Feld, mit Nebel und Downtempo Schleusen zu öffnen. Techno Animal schob dann irre gebündelte Metallpartikel hinein. Wer sich einließ, wurde grandios gequält, geblendet vom durchgehend schnellgetakteten Stroboskop, verdreht und geschlagen von gestauchten und gezerrten Frequenzen. Gut möglich, daß Justin Broadrick und Kevin Martin ihre Ernsthaftigkeit im Bewußtsein des abschließenden Chaos noch dunkler und verhärteter inszenierten.

Holger in't Veld